A Quiet Place 2 Kritik: Angespannte Stille

Endlich wieder Kino! Mit A Quiet Place 2 startet der langerwartete Nachfolger des Horror-Überraschungshits von 2018 in den deutschen Lichtspielhäusern.

Lesezeit: ca. 4 Minuten

Um was geht’s?

Nachdem uns der erste Teil von A Quiet Place (meine Kritik gibt’s hier) ziemlich ratlos zurückgelassen hat, steigt der zweite Teil direkt mit einem Knaller ein: Kurz bevor die Apokalypse der Aliens ausbricht, erleben wir die Protagonisten des ersten Teils als ziemlich durchschnittliche Familie, die sich gerade zum Anschauen eines Baseballspiels in ihrer Kleinstadt versammelt haben. Dabei kehrt John Krasinski als Vater nochmal zurück, alle anderen Charaktere bleiben zum ersten Teil unverändert.

Und dann kommen die Aliens. Und wie sie kommen. Der Prolog des Films ist wohl das lauteste, was wir bis zum Abspann hören werden. Und die Action nimmt ihren Lauf. Nach einigem Hin und Her und nachdem dann der Titel eingeblendet wurde, befinden wir uns wieder in der Gegenwart: Evelyn (Emily Blunt), Regan (Millicent Simmonds) und Marcus (Noah Jupe) müssen die Farm, auf der der erste Teil gespielt hat, verlassen.

Erstmals sehen wir die Außenwelt. Und nach kurzer Zeit schon begegnet das Familientrio einer bekannten Person aus dem Prolog: Emmet, gespielt von Cillian Murphy. Im Prinzip erzählt A Quiet Place im Anschluss daran zwei separate Geschichten: Die von Regan und Emmet, die sich zusammen auf die Suche nach einem hoffnungserweckenden Radiosignal machen. Und die von Evelyn und Marcus, die in ihrem neu gefundenen Unterschlupf ums Überleben kämpfen.


Filmkritik zu A Quiet Place

Wenn ich mir auf Letterboxd anschaue, wann ich zuletzt im Kino war, dann dürfte das laut meinem Filmtagebuch in Tenet gewesen sein. Und das ist schon über 9 Monate her. Umso größer war also die Freude, nach so langer Zeit mal wieder ins Kino zu gehen. Nach über einem halben Jahr war A Quiet Place 2 nun der erste Film, den ich in einem der Lichtspielhäuser sehen durfte.

Und was das für ein Erlebnis war! Denn nicht nur war der Kinosaal relativ leer, in einem ländlichen Kino wie dem meinen keine Seltenheit. Aber auch die Atmosphäre war eine ganz spezielle. Denn der Film von John Krasinski kommt weder bombastisch noch actiongeladen daher, sondern auf leisen Sohlen. Und genauso leise wie der Film, war auch das Kino über einen Großteil der Laufzeit.

Kein Geraschel von Popcorn, kein lautes Lachen und auch kein Babygeschrei unterbrach die Stille. Ein ganz außergewöhnliches Erlebnis also. Und dazu trägt der Film maßgeblich durch seine audio-visuelle Gestaltung bei. Wenn zum Beispiel immer wieder die Perspektive von Regan in den Fokus genommen wird, die ja taub ist, erzeugt das einen Sog in den Film und das Geschehen, der mit wenig vergleichbar ist. Aber auch den generellen Kontrast zwischen extremer Stille und unbändiger Wucht von Geräuschen transportiert der Film hervorragend.

Was ich damit sagen will: Wer A Quiet Place 2 so sehen will, wie er gesehen werden sollte, muss ins Kino gehen! Kein Fernseher der Welt und schon gar kein Laptop oder Smartphone kann die Bilder und vor allem den Sound so gut einfangen wie eine Kinoleinwand.

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Größer ist gleich besser?

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Auch in A Quiet Place 2 macht Millicent Simmonds als Regan wieder einen hervorragenden Job. (Quelle: Paramount)

2018 hat der erste Teil von A Quiet Place für Überraschung gesorgt: Mit einem Budget von gerade einmal 20 Millionen US-Dollar konnte er über 340 Millionen wieder einspielen. Und damit war klar, dass es eine Fortsetzung zum Horrorfilm geben muss. Ursprünglich lehnte Krasinski, der mit seiner Ehefrau Emily Blunt im ersten Teil die Hauptrollen spielte und gleichzeitig Drehbuchautor und Regisseur war, einen zweiten Teil ab. Aber wenn das schöne Geld lockt, dann ändert man natürlich gerne mal seine Einstellung.

Von einem zweiten Teil eines Überraschungshits könnte man jetzt eigentlich erwarten, dass alles größer und bombastischer wird. Aber bei A Quiet Place 2 ist das zum Glück nicht der Fall. Der räumliche Horizont wird zwar über die im ersten Teil omnipräsente Farm hinaus erweitert, aber das grundlegende Prinzip bleibt unverändert.

Wir folgen immer noch einer kleinen Gruppe von Menschen, die sich durch eine Apokalypse schlagen müssen, in der jedes Geräusch tödlich sein kann. Und ein Großteil der Spannung rührt eben von ebendieser Prämisse. Das mag jetzt nicht unbedingt innovativ sein, hat doch schon der erste Teil viel aus der Ausgangslage herausgeholt und mit kreativen Ideen aufgetrumpft. Aber der zweite Teil perfektioniert diese Ideen an manchen Stellen nochmal.

Zum Beispiel ist das Baby, dass in eine Art Holzkiste mit Beatmungsgerät gelegt wird, um auch ja keinen Schrei zu hören, ein zentrales Element der Spannungserzeugung. Aber es gibt auch neue Ideen, auf die ich jetzt nicht genauer eingehen will, weil ich sonst einiges Vorweg nehmen würde.

Es sei nur so viel gesagt: Der Film will nicht mehr sein als er ist. Und das ist gut so. Obwohl sich im Laufe des Films dann einige Sachen doch etwas zu oft wiederholen, funktioniert die Grundprämisse von A Quiet Place auch im zweiten Teil noch gut, auch wenn sie nicht mehr ganz so frisch ist.

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Mitreißende Schauspieler, durchschnittliches Drehbuch

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Größer, lauter, bombastischer? A Quiet Place 2 zeigt, dass das nicht immer nötig ist!

Wie auch schon im ersten Teil sind auch hier wieder alle Schauspieler durchgängig auf Topniveau! Wir fiebern die gesamte Länge des Films über mit Evelyn (Emily Blunt) mit, die nicht nur ihr Baby schützen muss, sondern sich auch vor neue Herausforderung mit ihren zwei anderen Kindern und dem ehemaligen Freund der Familie, Emmet, gestellt sieht.

Auch Millicent Simmonds kann wieder überzeugen. Da sie auch im echten Leben gehörlos ist, trumpft sie im Film erst recht auf. Und Cillian Murphy, ganz klar als Ersatz für den Vater aus dem ersten Teil gedacht, spielt seine Rolle mit einem gewissen Kniff, der ihm eine ganz besondere Art von „komischer Typ“ gemischt mit „herzlicher Vater“ verleiht. Auch der Kinderdarsteller von Marcus, Noah Jupe, macht seinen Job gut. Besonders im Kopf geblieben ist mir da eine Szene mit ihm und dem Baby am Ende des Films, die ich jetzt aber nicht vorwegnehmen will.


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Die Handlung des Films ist bis auf wenige Ausnahmen, eigentlich nicht der Rede wert, was schade ist. Im ersten Teil haben die verschiedenen Szenarios, in denen sich die Darsteller immer wieder befanden, noch für mehr Abwechslung gesorgt. Vielleicht sind den Drehbuchautoren da einfach die Ideen ausgegangen. Aber immerhin schöpft man das Potential der einzelnen Szenen fast immer mit anderen Ansätzen aus, zum Beispiel der Inszenierung oder dem Sounddesign. Dafür bleibt die Handlung dann eben etwas auf der Strecke, denn die ist maximal durchschnittlich.

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Fazit & Bewertung

A Quiet Place 2 ist ein fast genauso erdrückender, spannender Endzeitthriller wie der erste Teil. John Krasinski schafft es auch dieses Mal wieder, mit kreativen Ideen die Grundprämisse des Films, nämlich die Stille, zu inszenieren. Leider bleibt beim neuen Film die Handlung an sich etwas hinter den Erwartungen zurück und auch einige repetitive Jump-Scares fallen negativ auf.

Trotzdem bietet der zweite Teil von A Quiet Place vieles, was man schon aus dem ersten Teil kennt und bringt gleichzeitig neue Ideen mit ein. Insgesamt ein ziemlich guter Film, mit dem man vor allem als Fan des ersten Teils eigentlich nicht viel falsch machen kann. Die Schauspieler sind wieder grandios, der audio-visuelle Kontrast zieht einen wie ein Sog in den Film und der Anfang ist packend erzählt und inszeniert.

Vom Ende kann man das leider nicht sagen. Das ist, wie auch das vom ersten Teil, wieder zu plötzlich. Manche mögen das für mutig halten. Für mich ist es aber einfach eine schlechte Entscheidung, die mit den Erwartungen des Zuschauers spielt und diese letztendlich enttäuscht.

Übrigens: Wer auf die Endzeitstimmung in A Quiet Place steht, den kann ich The Last of Us nur ans Herzen legen. Das Videospiel hat eine ähnliche Atmosphäre wie der Film und ebenfalls hervorragende Charaktere. Zum zweiten Teil des Videospiels habe ich vor Kurzem eine Analyse veröffentlicht, die ihr hier findet.

Wer jetzt noch mehr Filmempfehlungen brauch, kann in der Rubrik #filmfreitag vorbeischauen. Da gibt’s jeden Freitag eine Kritik zu einem Film oder einer Serie, die ich fürs Wochenende empfehlen kann.

Und zum Schluss noch meine Frage an euch: Habt ihr A Quiet Place 2 schon im Kino gesehen? Wenn ja, wie fandet ihr den Film? Schreibts mir mal in die Kommentare, ich freue mich auf eine interessante Diskussion.

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A Quiet Place 2 kannst du dir bei Amazon Prime Video ansehen.

© Copyright aller Bilder bei Paramount Pictures.

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Lukas Egner

Ich bin der Gründer von filmfreitag und schaue leidenschaftlich gerne Filme und Serien aus jedem Genre. Ich bin 21 Jahre alt, studiere momentan Politik- und Medienwissenschaften und schreibe als freier Autor für verschiedene Film- und Videospielmagazine.

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