Avatar 2 ist erfolgreich in den deutschen Kinos gestartet und begeistert jetzt schon Millionen Zuschauer. Ich glaube allerdings, dass niemand diesen Film so wirklich gebraucht hätte. Und trotzdem rettet er gerade das Kino. Mehr dazu in meiner Kolumne.
Lesezeit: ca. 4 Minuten
Wie James Cameron das Kino revolutionierte
Als vor 13 Jahren der erste Avatar in den Kinos startete, sah die Welt gespannt auf die Leinwand: Ein neuer Film von James Cameron? Und das nach dem Riesenerfolg Titanic, der bis dahin der erfolgreichste Film aller Zeiten war? Kann das was werden?
Es wurde etwas und durch viel Mund-zu-Mund-Propaganda eroberte Avatar: Aufbruch nach Pandora die Spitze, auf der einst Titanic thronte. Allerdings war das gar nicht mal absehbar: Avatar legte einen soliden Start hin, aber war auch nichts besonderes. Erst durch die vielen Zuschauer, die ihren Freunden, Bekannten und Familien vom beeindruckenden Kinoerlebnis erzählten, wurde der erste Teil zu einem Mega-Hit.
Die 3D-Technologie beeindruckte viele Menschen, die nie zuvor solche faszinierenden Alienwelten gesehen hatten. Aber wenn man nach dem Kinobesuch oder wenige Wochen später mal jemanden gefragt hat, um was genau es denn im Film ging, konnten die meisten nur noch Halbsätze aus ihrer Erinnerung kramen.
Und das ist auch kein Wunder: Avatar war kein besonders Story-getriebener Film. Die Geschichte war keine Revolution, sondern eher Hollywood-Standard für Action-Filme. Und damit kommen wir zu meinem Hauptproblem, sowohl von Teil eins als auch Teil zwei:
Niemand braucht Avatar!
Ja genau, richtig gelesen. Meiner Meinung nach braucht eigentlich niemand Avatar: The Way of Water. Und das hat zwei einfache Gründe: Zum einen bietet Avatar 2, wie auch schon der Vorgänger, keine revolutionäre Geschichte, sondern eher Hollywood-Standardkost.
In meiner Kritik zum Film habe ich mich schon über die Schwächen im Drehbuch ausgelassen. Denn im Prinzip erzählt Avatar 2 die Geschichte des Vorgängers nochmal, sogar mit demselben Bösewicht. Und dafür lohnt sich die Kinokarte eigentlich nicht.
Zum anderen präsentiert uns der Film zwar beeindruckende Bilder, allerdings sind diese nicht viel Wert, wenn die Charaktere uns nicht packen! Meiner Meinung nach hat der erste Teil hier den groben Fehler gemacht, uns pure Abziehbilder zu präsentieren: Der Navy-Soldat, die taffe Kriegerin, der Widersacher, der böse ist, weil, nunja, weil ers eben ist!
Charaktertiefe oder gar -entwicklung hat Avatar: Aufbruch nach Pandora schwerlich vermissen lassen. Das kriegt Cameron jetzt in diesem zweiten Film der Reihe zwar deutlich besser hin. Die Protagonisten sind ausgearbeiteter, gerade die Kinder bekommen viel Raum und haben mir sehr gut gefallen.
Aber auch hier ist der Bösewicht wieder eine pure Enttäuschung. Er agiert nicht, weil er intrinsisch motiviert wird. Er agiert, weil das Drehbuch es so will. Und da Quaritch im ersten Teil gestorben ist, muss eben auch eine Ausrede her, damit man in für Avatar 2 zurückholen kann.
Ein Film wie eine Jahrmarktattraktion
Mittlerweile ist ja auch bestätigt, dass nach Avatar 2 noch ein dritter Film kommen soll. Und der ist sogar schon abgedreht und steckt mitten in der Post-Produktion. 2024 soll es dann soweit sein. Und sogar an Teil vier und fünf wird hinter den Kulissen fleißig gearbeitet.
Nun stellt sich für mich allerdings die Frage: Wer hat denn danach gefragt, dass noch so viele Filme zum Avatar-Franchise kommen? Die Filme haben jetzt keine Begeisterungsstürme bei Kritikern ausgelöst. Und auch das sogenannte Fandom, also die Fangemeinde, die sich rund um eine Marke bildet, ist vergleichsweise klein.
Haben die Marvel-Filme die vergangenen Jahre regelmäßig für Diskussionsstoff gesorgt und die letzte „Star Wars“-Triologie wieder Millionen von Merchandise-Artikeln verkauft, ist das bei Avatar nicht der Fall. Und der Grund dafür ist schnell gefunden: Die Charaktere und die Welt bringen zwar jeden Zuschauer vor der großen Kinoleinwand erstmal zum Staunen, lassen aber echte Tiefe vermissen.
So konnte sich bisher kein echtes Fandom um Avatar herum bilden und die beiden Filme sind vor allem deswegen erfolgreich, weil sie etwas bieten, was das Medium Film in seinen ersten Jahren ausgemacht hat: Eine Jahrmarktattraktion. Spektakel. Etwas zum Staunen. Aber echten Mehrwert bieten sowohl Avatar: Aufbruch nach Pandora als auch The Way of Water nicht.
The Way of Water rettet das Kino trotzdem
Und trotzdem schafft Avatar 2 etwas, dass nur die allerwenigsten Filme schaffen: Er wird im Kino geschaut. Und zwar von einem Millionenpublikum. Genau das hat das Medium Film und die gesamte Branche nach zwei schweren Corona-Jahren gebraucht. Einen Blockbuster, der die Massen in die Kinosessel lockt.
Nun steckt das Kino ja seit Jahren in der Krise. Rückläufige Zuschauerzahlen und immer mehr Konkurrenz durch Streaming-Anbieter sind nur zwei der größten Probleme. Auch das Publikum als solches hat sich verändert: Kurzvideos auf Tiktok prägen die Aufmerksamkeitsspanne vieler Menschen.
Da ist es umso erstaunlicher, dass sich doch so viele Leute finden, die sich mehr als drei Stunden lang auf einen Film konzentrieren können, ohne dabei ständig aufs Handy starren zu müssen. Das ist eben die Magie des Kinos: Man ist so gefesselt von dem, was da auf der Leinwand passiert, dass man den Alltag schnell mal vergisst.
Und James Cameron ist ein Meister darin, uns unseren Alltag vergessen zu lassen. Wie ich in meiner Kritik zu Avatar 2 schon geschrieben habe, entflammt der Film eine regelrechte Sogwirkung, die uns in diese Welt von Pandora hineinzieht.
Und Cameron ist auch einer der wenigen Regisseure, durch dessen Namen allein die Kinos eingerannt werden. Neben ihm gibt es nur wenige Filmschaffende, wie etwa Quentin Tarantino oder Christopher Nolan, die allein durch ihren Namen auf dem Filmplakat die Massen in die Lichtspielhäuser ziehen.
Und trotz der vielen Schwächen, die Avatar 2 hat, schafft er es eben doch, dass Kino auf eine gewisse Weise zu retten. Das Medium Film relevant zu halten. Die Magie des Kinosessels in vielen von uns wieder auszulösen.
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Was bleibt?
Eine große Frage, die ich mir nach dem mittlerweile zweimaligen Schauen von Avatar: The Way of Water aber gestellt habe, war folgende: Was bleibt von diesem Film? Das Ende ist so gestrickt, dass es natürlich mehrere Fortsetzungen zulässt.
Gleichzeitig stehen die Figuren nach diesem Film aber eigentlich wieder am gleichen Ausgangspunkt: Wie ich schon geschrieben habe, hat mich die Geschichte von Avatar 2 enttäuscht. Die Motivation des Bösewichts und auch von Jake Sully sind schleierhaft und bieten eigentlich kaum Potenzial, da noch einen spannenden dritten Teil zu produzieren, wenn schon der zweite Teil Story-technisch eine Kopie des ersten war.
Eine Sache aber bleibt: Die Faszination fürs Kino, für das Medium Film. Und die wird hoffentlich nicht nur in mir, sondern in vielen anderen, die gerade aus dem Kino kommen, wieder ausgelöst.
Aber wie seht ihr das: Könnt ihr meine Meinung nachvollziehen, oder seht ihr das ganz anders? Schreibt das gerne Mal in die Kommentare! Wer nach Avatar 2 einen etwas bodenständigeren Film sucht, der dürfte übrigens bei MEN gut aufgehoben sein. Dazu ist hier auch schon eine Kritik erschienen.
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Der Film hat sehr viel Tiefgang und um dies zu merken, muss man(n) erst Mal sein Herz öffnen um wirklich mitfühlen zu können und nicht nur mit dem Kopf denken, was du in deiner Kritik ja sehr gut zum Ausdruck bringst 😉 Wieso muss immer alles so kritisch betrachtet werden, da sind die Deutschen ja Profis alles zu hinterfragen. Sammle erst Mal Lebenserfahrungen und lerne zu erkennen was wirklich im Leben wichtig ist und schreibst… Weiterlesen »
Hätte ich nicht komplett so kommentiert, nur den Teil mit der Natur (ich spare mir die Mühe, den Aspekt zu kommentieren) aber sinnvoller Kommentar den ich aus Prinzip gelikt hab
Ich fand den Film vorhersehbar, alle Klischees wurden bedient, nix Neues. Von Mobbing bis Walfang, von Tennieproblemen bis Tarzan… (Mogli) alles drin.
Ich finde das diese Filme wunderbar sind. Werde niemals Meinungsvertreter verstehen die da was anderes sagen. Meisterwerke sind es durch und durch. Es sind Meilensteine und ich bin sehr froh das weitere 11 Folgen geplant sind. Ich bete das James diese in seinem Leben noch fortsetzen kann. Solche Filme brauch die Welt, die auch die Ausbeutung unseres Planeten ansprechen bzw die Vertreibung der Einheimischen die hier die Chance haben und um ihre Welt zu kämpfen.… Weiterlesen »
Die Botschaft, die der Film ansprechen will, ist durchaus sehr lobenswert. Aber um die ging es mir im Artikel ja gar nicht.
Eine Frage: Dass es 11 Fortsetzungen geben soll, ist mir neu. Wo hast du die Info denn her?
Bin voll deiner Meinung, du hast die Essenz dieses Filmes verstanden 😊👍
Du, als (Jahrelanger) Filmfan sagst hier, du hast den Sinn von AVATAR nicht verstanden??? Das du keine Ahnung hast das James Cameron Monate bei Eingeborenen verbracht hat, mit Ihnen gelebt hat, um deren Welt, den modernen Menschen nahe zu bringen und zu zeigen wie unsere Industrie Ihre Welt mehr und mehr ausraubt, aberntet und zerstört? Das das REALEN Tatsachen entspricht?… falls du das noch nicht weisst. Der Film, …diese Filme sprechen ein sehr WICHTIGES Thema… Weiterlesen »
Hey Lupicor, danke für deinen Kommentar. Ich weiß nicht, ob du den Artikel überhaupt gelesen hast, aber ich habe nie geschrieben, dass ich die Botschaft des Films nicht verstehe. Denn die ist mehr als nur offensichtlich. Mir ging es viel mehr darum, dass Avatar 1 & 2 eigentlich zweimal die selbe Geschichte erzählen und der Filmlandschaft nichts wirklich neues bieten. Das hat James Cameron in seinen vorherigen Filmen besser gemacht. Termiantor 2 und Titanic gehören… Weiterlesen »