Warum man sich besser kein Airbnb mit Pennywise, dem Horrorclown, teilen sollte, verrät uns Zach Cregger in seinem Überraschungshit Barbarian. Der Horrorfilm mit Georgina Campell (King Arthur) und Bill Skarsgard (IT, Eternals) läuft ab 28. Dezember auf Disney Plus.
Lesezeit: ca. 6 Minuten
Um was geht’s?
Als eine junge Frau (Georgina Campell) für ein Bewerbungsgespräch nach Detroit reist, gibt es schon bei der Ankunft im Airbnb ein Problem: Das Haus wurde doppelt vermietet und es befindet sich bereits ein mysteriöser anderer Mann (Bill Skarsgard) dort. Entgegen ihrem Bauchgefühl, weil es draußen regnet, niemand sonst erreichbar ist und weil der gezwungene Mitbewohner scheinbar ganz ok ist, entscheidet sich Tess für die Nacht dort zu bleiben.
Während beide getrennt voneinander, einer im Wohnzimmer, die andere im Schlafzimmer, zur Ruhe kommen, gehen im Haus plötzlich komische Dinge vor sich. Und schnell merken Tess und Keith, dass das doppelt gebuchte Airbnb wohl eher das kleinste Problem in diesem Horrorhaus ist.
Der neue Horrorthriller von Zach Cregger, ein noch recht unbeschriebener Regisseur, ist vor allem in den USA schnell zum Überraschungshit avanciert. Und das nicht zu Unrecht, kann Barbarian doch durch clevere und schwarzhumorige Art dem Horror-Genre neues Leben einhauchen. Meine Kritik zum Film gibt’s jetzt!
Filmkritik zu Barbarian (2022)
Eigentlich sollte man sich ja freuen, wenn ein solcher, wohl eher nischiger Film es bis in die Streaming-Reihen von Disney Plus schafft. Da wartet ein Millionenpublikum nur so auf Film- und Seriennachschub. Wie es allerdings zu der glücklichen Fügung kam, ist weniger erfreulich:
Nachdem der Disney-Konzern vor einigen Jahren ja 20th Century Fox übernommen hatte, wurden im altbewährten Filmstudio gleich mal einige Dinge umgestaltet. Dazu zählte es auch, Filmen, die kein Blockbuster-Potenzial im Kino haben, die Veröffentlichung von vornherein zu verweigern. So ist es vor einigen Wochen mit dem Predator-Reboot passiert.
Und so passiert es jetzt auch mit Barbarian. Eigentlich war ein Kinostart der Horror-Komödie auch für Deutschland geplant. Schließlich ist der Streifen in den USA schon im September gestartet und avancierte dort schnell zu einem echten Geheimtipp unter Genrefans.
Für Deutschland hat man sich aber traurigerweise dazu entschieden, den Film exklusiv auf Disney Plus zu veröffentlichen und einen Kinostart damit unmöglich zu machen. Nun mag das für viele eine tolle Neuigkeit sein, weil sie den Film direkt im Abo genießen können, für die Kinolandschaft ist das aber trotzdem ein schlechtes Zeichen.
Nichtsdestotrotz konnte ich mir den Film vorab ansehen und will in meiner Kritik jetzt vor allem einen Blick auf die tatsächlichen Qualitäten des Horror-Streifens ganz unabhängig vom Umstand der Veröffentlichung werfen. Denn zu empfehlen ist der Film allemal, ob jetzt auf der großen Leinwand oder zuhause auf der Couch!
Ein Dschungel aus Red Flags
Beginnen tut der nämlich mit einer äußerst spannenden Prämisse: Tess (Georgina Campell) bereitet sich auf ein Vorstellungsgespräch in Detroit vor. Und ist deshalb schon einen Tag früher angereist, um am entscheidenden Tag ausgeschlafen und entspannt im gebuchten Airbnb aufzuwachen. Blöd nur, dass dieses Airbnb scheinbar schon verbucht ist.
Als sie an der Tür klopft, öffnet ein recht gut aussehender, aber doch irgendwie auch gruseliger junger Mann namens Keith (Bill Skarsgard) – und hat zu Tess ÜBerraschung tatsächlich einen Buchungsbeleg vorzuweisen. Was also tun? Alle Hotels in Detroit sind wegen einer Konferenz ausgebucht, draußen regnet es in strömen.
Also entscheidet sich Tess dazu, ihre anfänglichen Sorgen und Ängste zu überwinden und sich auf eine “Nacht” mit dem Fremden einzulassen. Auf eine Nacht, in der natürlich in getrennten Betten geschlafen wird. Dass Tess die Sache nicht ganz Geheuer ist, dürfte wohl niemanden verwundern.
Zum einen ist da natürlich der Umstand, dass der fremde Mann ein potenzieller Serienmörder oder Vergewaltiger sein könnte. Zum anderen zieht die Aura von Bill Skarsgard, der ja auch schon den Horrorclown Pennywise in “Es” gespielt hat, nun wahrlich keine Glücksgefühle an.
Wie sich später herausstellen wird, sind die vielen Red Flags im Bezug auf den Fremden zumindest unbegründet. Dafür tut sich im vermeintlichen Airbnb aber ein gruseliges Schreckensszenario auf, das es in sich hat!
Die Kennenlernphase
Barbarian ist ein interessanter Horrorfilm. Denn beginnen tut er erstmal ganz klassisch, fast schon langweilig. Wie oft haben wir nicht schon das gruselige Haus am Rand der Stadt gesehen, bewohnt von einem zwielichtigen Typen, der erst so wirklich zwielicht wird durch seine Verkörperung durch Bill Skarsgard.
Der spielt Keith im ersten Drittel des Films, sozusagen in der Kennenlernphase, hervorragend mysteriös. So verhält er sich irgendwie genauso, wie man es von einem potenziellen Serienmörder erwarten würde und gleichzeitg aber auch überhaupt gar nicht so.
Wenn er etwa auf Tess wartet, um die Weinflasche zu öffnen, damit sie auch sieht, dass er “keine K.O.-Tropfen ins Glas” getan hat, dann wirkt das auf der einen Seite nett und zuvorkommend. Auf der anderen Seite verschleiert es aber auch potenzielle Absichten nicht so wirklich und macht doch irgendwo nervös, oder?
Und so geht es über die ersten 30, 40 Minuten immer weiter. Es wird eine unangenehme Atmosphäre aufgebaut, die uns ständig auf das Messer voller Blut warten lässt. Aber nicht mit Zach Cregger, der unsere Erwartungshaltung massivst untergräbt und erst, wenn wir uns fast schon wieder sicher fühlen, so richtig loslegt.
Auf der Höhe der Zeit! Oder doch nicht?
Nach dem ersten Drittel wird abrupt das Setting gewechselt. Jetzt begleiten wir AJ (Justin Long), einem Filmemacher, der sich Vergewaltigungsvorwürfen ausgesetzt sieht. Und die Serie, an der er so lange und hart gearbeitet hat, droht abgesetzt zu werden. Was dieser AJ jetzt mit den vorherigen 40 Minuten zu tun hat, verrate ich an dieser Stelle mal lieber nicht.
Nur so viel: Macht euch auf ein paar echte Überraschungen und unerwartete Wendungen bereit. Und auf eine unkonventionelle, aber so erfrischende Erzählstruktur, die Cregger in seinen Film einbaut. Auch politisch ist der Film so auf der Höhe der Zeit: Er spricht Themen wie MeToo und misogyne Strukturen an, bebildert durch ein 50er-Jahre-Setting (auch dazu sei nicht zu viel verraten).
Und rechnet letztendlich auch mit der Filmbranche in Hollywood ab, deren einstige Größen, wie Harvey Weinstein, mittlerweile mit einem Fuß im Gefängnis sitzen. Und eben jene Branche und ihre Mitglieder müssen dann auch noch für eine etwas zu kurz kommende Portion Konsumkritik hinhalten.
Darf’s eine Prise Humor sein?
Auch mit der ein oder anderen Prise Humor geizt Barbarian nicht! Immer wieder werden Szenen eingebaut, deren Witz durch die Abstrusität und die Situationskomik zu Stande kommen. Hier schafft Cregger etwas, was nur die allerwenigsten hinkriegen: Obwohl der Film an vielen Stellen einige Schmunzler bereithält, schafft er es trotzdem, dann seriös zu bleiben, wenn es drauf ankommt.
Dabei ist gerade die erste Hälfte des Streifens wunderbar ehrlich und intim. Gezeigt werden Szenarien, die wohl jedem im Alltag passieren könnten. Wenn das Airbnb schon von einem Fremden bewohnt wird, würden die meisten von uns wohl reisaus nehmen. Aber ein paar mutige Seelen gäbe es bestimmt.
Auch interessant:
Auch die Art, in der die Umgebung rund um das vermietete Objekt inszeniert ist, erzeugt eine ergreifende Kulisse und fesselnde Atmosphäre. Der mysteriöse Mann, der Tess am Anfang verfolgt, hat mit seinem Geschreie am Ende vielleicht doch Recht und stellt sich als erfahrener Überlebenskämpfer heraus.
Und ums Überleben geht es spätestens dann, wenn die Polizei zwar da ist, aber nicht helfen will. Eine Situation, die nicht nur in den USA alltäglich ist. Und so den eigentlichen Horror aufzeigt: Eine Gesellschaft, auf die sich Millionen von Menschen nicht mehr verlassen können. Arme, Kranke, “Abnormale”.
Fazit & Bewertung
Barbarian ist ein clever inszenierter, schockierend aktueller Horrorthriller, der durch seine erfrischende Erzählstruktur nie langweilig wird. Er schafft es, dem Horror-Genre seinen Stempel aufzudrücken, ohne dabei auf eine Prise Humor verzichten zu müssen. Und reiht sich damit neben Filmen wie Pearl (hier geht’s zur Filmkritik), X (auch dazu gibt’s hier ne Kritik) oder Smile in ein fantastisches Horror-Jahr 2022 ein.
Neben ein paar merkwürdigen Story-Entscheidungen hat der Film aber trotzdem ein Hauptproblem: Seine Glaubwürdigkeit. Gerade zum Ende hin geizt der Regisseur Zach Cregger nicht mit abstrusen Szenarien und einem wenig aufrichtigen Finale. Ansonsten ist der Film aber eine große Empfehlung, gerade für Fans des Genres! Nur eine Sache sei noch gesagt: Informiert euch nicht über den Film, schaut euch nicht mal den Trailer an! Genießt Barbarian einfach möglichst unvoreingenommen!
Clever inszeniert, schockierend aktuell und durch seine Erzählstruktur nie langweilig: Barbarian schafft es, dem Horror-Genre einen frischen Wind einzuhauchen, ohne dabei auf eine Priese Humor verzichten zu müssen.
Bewertung:
4
Barbarian startet am 28. Dezember 2022 auf Disney Plus.
© Copyright aller Bilder bei 20th Century Fox/ Disney.
*Dieser Artikel kann Affiliate-Links zu unseren Partnern enthalten.