Kritik zu Barbie: Dieser Film ist KEIN feministisches Meisterwerk

Zusammen mit Oppenheimer von Christopher Nolan ist er aktuell der Kinohit des Sommers: Im Gegensatz zu Ersterem ist Barbie in meinen Augen allerdings nichts weiter als heteronormativer Kulturkampf, verpackt als Puppentheater. Warum mich der neue Film von Greta Gerwig nicht überzeugen konnte, erfahrt ihr in meiner (bis auf den letzten Teil, der rot markiert ist) spoilerfreien Kritik.

Lesezeit: ca. 10 Minuten

Filmkritik zu Barbie von Greta Gerwig

Nachdem sich das Internet wochelang einen Spaß daraus gemacht hat, dass zwei der meisterwarteten und gleichzeitig unterschiedlichsten Filme überhaupt am gleichen Tag in die Kinos kommen, ist es nun endlich passiert: In einem Kinosaal wurde mit Oppenheimer die Atombombe gezündet und im anderen die pinke Barbie-Fantasie. 

Einer der Filme konnte mich dabei vollends überzeugen und hat in meiner Kritik die Bestwertung erhalten. Der andere, genauer gesagt Barbie, kommt nicht ganz so gut weg. Und das liegt weder an den Schauspielern, noch an der Inszenierung oder dem Kostüm- und Set-Design. Es liegt an der kruden und rückschrittlichen Ideologie, die hinter Barbie steht.

Aber von vorne: Im Barbie-Land sind alle Barbies glücklich und zufrieden. Eines Tages wacht eine Barbie, gespielt von Margot Robbie (Suicide Squad, Babylon) in ihrem Traumhaus auf und hat plötzlich Gedanken an den Tod und die Vergänglichkeit. Gedanken, die überhaupt nicht in die kunterbunte und fröhliche Welt passen, in der sie lebt. 

Also begibt sich Barbie auf die Reise in die “echte” Welt, um herauszufinden, was die Ursache für das “Problem” ihrer dunklen Gedanken ist. Zusammen mit Ken, gespielt von Ryan Gosling (La La Land, Drive) wird sie mit einer Welt konfrontiert, die so gar nicht dem entspricht, was sich eine normale Barbie unter dem guten Leben vorstellt…

Puppentheater mit Menschen

Barbie Land Film Greta Gerwig

Bevor ich im Detail analysieren will, warum Barbie eine Ideologie vermittelt, die rückständlich und dumm ist, will ich zunächst mit ein paar positiven Sachen in meine Kritik starten: Barbie sieht fantastisch aus! Schon zu Beginn des Films wird uns die volle Pracht des Barbie-Lands präsentiert, mit pinken Traumhäusern, weißen Sandstränden und blauen Pappmaschee-Wellen.

In Behind-the-Scence-Videos hat man schon öfter gesehen, wie viel Arbeit in die aufwendigen Sets von Barbie geflossen sind und wie man diese Welt mit möglichst wenig Computer-Effekten zum Leben erwecken wollte. Und das hat perfekt geklappt! Die Sets und Kostüme sind so überzeugend, dass der Film authentischer wirkt als so mancher Blockbuster, der mit beeindruckendem CGI punkten will (ich schau zu dir, Avatar 2).

Denn obwohl man als sich als Zuschauer stehts bewusst ist, dass man hier auf abgefilmte Sets blickt und es Barbies Traumhaus in Echt ja nur in Miniatur-Form zu kaufen gibt, saugt man die faszinierende Welt trotzdem in sich auf. Weil der Film eben durch diese viel zu pinken Häuser, die Surfer-Wellen aus Pappmaschee und die Tassen und Teller, auf und in denen gar nichts zu Essen oder zu Trinken drin ist, gerade so authentisch wird.

Man fühlt sich als Zuschauer tatsächlich in ein Barbie-Land versetzt. Dazu trägt eben dieser Uncanny-Valley-Effekt bei. Die Häuser, in denen die Barbies wohnen, sind beispielsweise von den Setdesignern extra kleiner gemacht worden, als sie für normale Menschen eigentlich sein müssten, um das Aussehen der echten Barbie-Traumhäuser abzubilden. Selbst wenn ich dem Film also sonst nicht viel abgewinnen konnte, muss ich doch zugeben: Für das Kostüm- und Setdesign ist bei den Oscars nächstes Jahr sicherlich etwas zu holen.

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Falsche Erwartungshaltung

Doch jetzt zu meinem ersten Kritikpunkt, der eigentlich gar keiner ist. Es geht nämlich um meine Erwartungshaltung, und wenn ich den Film dafür die Schuld gebe, wäre das reichlich blöd. Denn der Einzige, der an meiner Erwartungshaltung Schuld ist, bin ich selbst. Aber was meine ich damit?

Nun, ich hatte mir von Barbie in Sachen Drehbuch, Charakteren und Message deutlich mehr erwartet, als ich letztendlich bekommen hab. Und diese Erwartungshaltung wurde nicht nur durch die Trailer, sondern vor allem durch die Regisseurin hinter dem Film geweckt: Greta Gerwig. Sie gehört zu meinen absoluten Lieblings-Filmemachern aus Hollywood und hat mit Streifen wie Lady Bird und Little Women bewiesen, was sie kann.

Nämlich feministische Filme, die immer am Kern der Thematik bleiben, aber ihre Charaktere dafür nicht als reine Vehikel, sondern echte Menschen begreifen. In Lady Bird noch viel mehr als in Little Women. Deswegen funktionieren ihre Filme auch dann, wenn man sie unabhängig von ihrer Grundthematik betrachtet.


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Viele haben, als sie das erste Mal davon gehört haben, dass es eine Live-Action-Verfilmung von Barbie geben wird, sicher mit den Schultern gezuckt und abgewunken. Schließlich erwartet man da im ersten Moment vor allem eins: Einen Film für ein sehr spitzes Publikum, nämlich Kinder. Erst der Blick auf die Regisseurin zeigt dann: Hier sollte man mehr erwarten als einen Spielzeug-Blockbuster.

Hier sollte man ein tiefgründiges Werk über die Beziehung der Barbies zu uns Menschen erwarten, welche Rolle sie im feministischen Kampf gegen das Patriarchat spielen und wie sich ihre perfekte Traumwelt dekonstruieren lässt. Vieles davon ist Barbie in Ansätzen. Nur werden diese Ansätze entweder viel zu oberflächlich fort gedacht oder gehen sogar in eine vollkommen falsche, kontraproduktive Richtung, die der Film sicherlich nicht verkörpern will.

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Heteronormativer Kulturkampf

Dabei ist das erste Drittel des Films tatsächlich das mit Abstand Beste und macht gleichzeitig auch Hoffnung auf einen Film, der besser sein könnte, als er letztendlich ist. Uns wird die Welt und das Leben einer Barbie gezeigt, von Tanzpartys mit ganz viel guter Laune, einem Tag am Strand und den vielen Versionen der immer gleichen Puppe, von der Müll-Barbie bis zur Präsidenten-Barbie, die alle mit einem “Hi, Barbie” begrüßt werden.

Auf der anderen Seite existieren die Kens im Schatten ihrer Barbies, immer um Aufmerksamkeit und Anerkennung kämpfend. Das Barbie-Land im Film ist ein Matriarchat, die Macht tragen einzig und allein die Barbies. Die ersten dreißig Minuten wird uns damit sozusagen ein Spiegel unserer eigenen Welt vorgehalten, in dem das genau anders herum ist: Das Patriarchat hat über Jahrhunderte Frauen unterdrückt und zu Objekten gemacht, die um die Anerkennung von Männern kämpfen, um ihre bloße Existenz nicht zu gefährden.

Im Film wird also zunächst eine interessante Parallele zu unserer echten Welt aufgemacht. Die hätte man auch ausbauen und dann dekonstruieren können, indem man nicht den Gegensatz zwischen Mann und Frau in den Vordergrund rückt, sondern den echten Feind aufzeigt: Das ökonomische System, in dem wir leben. Im Laufe des Films gerät die Parallele zwischen der Barbie-Welt und Unserer dann aber ins Wanken und entpuppt sich als bloßes Schwarz-Weiß-Denken zwischen Männern und Frauen. 


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Aus Spoilergründen kann ich hier nicht die ganze Handlung verraten, nur soviel: Barbie schafft es nicht, aus dem anfänglichen Kulturkampf-Thema rund um gesellschaftspolitische Spannungen und Probleme effektiv auf das Hauptproblem, nämlich die Ökonomie der Ausbeutung, überzuleiten. 

Barbie inszeniert als die Ursache für die Unterdrückung der Frauen nur das Patriarchat, ohne dabei das generelle politische und ökonomische System, in dem wir leben, zu hinterfragen. Denn der Mythos, dass es jeder schaffen kann, Präsidentin oder Millionär zu werden, ist natürlich falsch. Wird aber durch die Barbiepuppen am Leben erhalten. Und eben auch durch diesen Film, der sich nach und nach mehr als ideologische Meisterleistung von Mattel, dem Unternehmen hinter den Puppen, und weniger als ideologiekritische Meisterleistung entpuppt.

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Die Girlboss-Barbie…

Im Englischen gibt es einen ziemlich passenden Begriff, der den Mythos der Leistungsgesellschaft im Kontext des Feminismus gut auf den Punkt bringt: “Corporate Feminism”. Dieser “Unternehmensfeminismus” ist, auf den Punkt gebracht, die Idee, dass Frauen ihre Träume und Ambitionen trotz struktureller Barrieren verwirklichen können, weil einige Frauen (meist in Führungspositionen) dazu in der Lage waren. Ein Video, das ich dazu empfehlen kann, habe ich an dieser Stelle mal verlinkt:

Bei dieser Idee, die grundsätzlich erst einmal gut und erstrebenswert klingt, wird allerdings außer Acht gelassen, dass nicht nur strukturelle Probleme überwunden werden müssen, um als Frau in klassischerweise als erfolgreich bewerteten Berufen zu landen, sondern auch systemische Probleme. Und diese systemischen Problemen unterliegen nicht nur Frauen, sondern auch Männer und jedes andere Geschlecht. 

Es nennt sich unser globales Wirtschaftssystem, genauer: Der Kapitalismus. Und der macht keinen Unterschied zwischen Männern, Frauen oder sonst wem. Dem Kapitalismus ist es egal, wer für ihn knechtet. Hauptsache, es wird geknechtet. Das Proletariat als Masse aller Arbeitnehmer steht diesem Wirtschaftssystem zur Verfügung. 

Barbie erkennt diese Problematik nicht, sondern vernachlässigt sie. Die Schlacht wird gegen das Patriarchat geführt, aber im Krieg gegen die Unterdrückung sind Patriarchat und Kapitalismus Verbündete und wir Einzelkämpfer. Eine Schlacht in Barbie-Land lässt sich vielleicht gewinnen. Aber der Krieg ist damit noch lange nicht vorbei. Nur ignoriert Barbie die zweite Front des Krieges komplett und kann dadurch als besonders pfiffiges ideologisches Machwerk des Mattel-Konzerns angesehen werden, dem nicht einmal Greta Gerwig standhält. 

Dass am Ende zwar irgendwie darauf hingewiesen wird, dass es doch auch eine Barbie, die befreit ist von Leistungszwängen, geben muss, kommt da viel zu kurz. Eben stellvertretend für das gesamte Handling mit Systemkritik im Film: Irgendwo ist sie zwar schon vorhanden, aber dann wieder so oberflächlich, dass man sie entweder nach verlassen des Kinosaals vergessen hat oder als lustiges Beiwerk wahrnimmt, aber nie ernst nimmt.

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… und die Volks-Barbie

Barbie Film Kritik Bewertung

Neben der Girlboss-Barbie, die das Konzept des “Corporate Feminism” wunderbar verinnerlicht hat, kann man im Film auch die Volks-Barbie erkennen. Als Barbie in der echten Welt einer Gruppe von Mädchen in einer Schule begegnet, bezeichnen diese sie als Faschistin. Das kann sie gar nicht verstehen und wehrt sich gegen den Vorwurf. 

Doch bei genauerer Betrachtung haben die Mädchen gar nicht Unrecht: Die Welt, in der Barbie lebt, ist eine faschistische. Und die Gesellschaft verkörpert ein perfektes Volk. Denn im Prinzip stellt das Barbie-Wunderland eine widerspruchslose Klassengesellschaft dar, in der jede Barbie einer bestimmten Kaste zugeordnet wird und vollkommen glücklich mit ihrer Rolle zu sein scheint.

Die Müll-Barbie lebt ein kunterbunt-glückliches Leben, ohne ihren Status je zu hinterfragen. Genau wie die Nobelpreis-Barbie oder die Präsidenten-Barbie oder die Astronauten-Barbie oder… die Arbeiter-Barbie. Sie alle wurden einer Kaste zugeteilt und der Film hält es an keiner Stelle für sinnvoll, dieses Kastensystem mal zu hinterfragen. Eher noch werden die Barbies darin bestärkt, ihren Status zu akzeptieren.

Im Barbie-Land existiert der perfekte Volkskörper, den Faschisten gerne zu träumen vermögen. In Greta Gerwigs Film ist er Realität geworden. Jede Barbie und jeder Ken haben ihre zugeteilten Rollen. Zudem scheint die Haupt-Barbie, der wir im Film folgen, keinem echten Job nachzugehen und wacht irgendwann mittags in ihrem pinken Bett auf, während die Müll-Barbie, die sie natürlich freundlich mit “Hi, Barbie” grüßt, schon längst auf den Beinen ist.


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Dieser Umstand bestärkt das Gefühl einer Klassengesellschaft nur noch mehr: Alle Barbies sind gleich. Aber manche Barbies sind gleicher als die anderen. Die widerspruchslose Klassengesellschaft wird dann eben, wie beschrieben, noch mit einer Priese Faschismus gewürzt, ohne explizit zu werden. So scheinen alle Barbies quasi darauf programmiert zu sein, immer fröhlich vor sich hin zu leben und ihre Situation nie zu hinterfragen. 

Die Weird-Barbie, die wohl nicht zum perfekten Volkskörper der anderen Barbies passt, lebt abgeschottet in einem eigenen Haus ohne Zugang zu den anderen Subjekten der Gesellschaft. Erst sie ist es, die Barbie darin bestärkt, ihre Situation zu hinterfragen. Aber auch sie verkörpert den Faschismus.

Denn unsere Haupt-Barbie wird vor die vermeintliche Wahl gestellt, entweder weiter unhinterfragt ihre Welt hinzunehmen, verbildlicht durch einen pinken Stöckelschuh. Oder ihre Realität zu hinterfragen, verbildlicht durch einen Birkenstock. Doch letztendlich wird ihr auch von Weird Barbie keine Wahl gelassen: Sie muss ihre Situation hinterfragen. Sie muss den Birkenstock wählen. Freier Wille existiert nicht.

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Das denkende Subjekt, oder: Warum Barbie kein guter Film ist

Achtung, in diesem Kapitel gibt es Spoiler! Wenn du den Film noch nicht gesehen hast, kannst du direkt zum nächsten Kapitel springen >>>

Daran anschließend führt der Film das denkende Subjekt, also uns Menschen, ad absurdum und verbindet das mit einer mehr als fragwürdigen Message. Gegen Ende des Films wollen die Barbies das von den Kens übernommene und in ein Patriarchat verwandelte Barbie-Land wieder zurück in die ursprüngliche Form bringen. Wie sie das schaffen wollen? Indem einzelne Barbies von ihren Kens getrennt und entführt werden.

Um dann sozusagen eine zweite Gehirnwäsche zu erhalten, nachdem sie zuvor durch die Kens, die die Macht in Barbie-Land an sich gerissen haben, scheinbar schon indoktriniert wurden, widerspruchslose Objekte statt denkende Subjekte zu sein. Hier verliert sich der Film komplett in einem Chaos von verschiedenen Assoziationen, die man immer weniger in eine sinnvollen Zusammenhang bringen kann.

Frauen, verkörpert durch die Barbies, werden im letzten Drittel des Films als Objekte dargestellt, die nicht dazu fähig sind, eigenständige Entscheidungen zu treffen und ihre Situation zu hinterfragen. Wie schon zu Beginn des Films scheinen sie weder einen freien Willen zu haben noch dazu in der Lage zu sein, ihre missliche Lage selbst zu erkennen. Sie müssen erst von anderen, bereits “erwachten” Barbies darüber aufgeklärt werden.

Als ich dieses ganze Chaos im Kino gesehen habe, bin ich irgendwann nur noch kopfschüttelnd dagesessen und habe mich gefragt: Soll das wirklich die Message sein, die ihr kleinen Mädchen, die ebenfalls neben uns im Kinosaal saßen, vermitteln wollt? Dass sie nicht eigenständig denken können und erst durch ihnen klar überlegene Individuen von der Wahrheit bekehrt werden müssen? Dass sie sich eigenständig gar nicht aus einer Domäne des Patriarchats befreien können?

Ernsthaft? Was für eine widerliche Botschaft, die in Kombination mit allem anderen, was ich hier in dieser Kritik bereits besprochen habe, dazu führt, dass ich nicht anders kann, als Barbie als eine der größten Enttäuschungen zu bezeichnen, die ich je im Kino gesehen habe. Und das, obwohl es einige echt nette Momente im neuen Film von Greta Gerwig gab.

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Eine filmkritische Betrachtung

Barbie Kritik Header

Bei all der Kritik muss ich trotzdem festhalten: Wäre der Film inhaltlich ein anderer gewesen, hätte er ein Meisterwerk sein kennen! Denn alles rund um Barbie herum ist hervorragend, nur das Drehbuch nicht. Das fängt, wie ich ja ganz am Anfang im ersten Kapitel dieser Kritik schon beschrieben habe, mit dem Kostüm- und Setdesign. 

Aber das geht weiter mit den hervorragenden Schauspielern, die aus dem schwachen Drehbuch, dass sie bekommen haben, alles rausholen. Ryan Gosling ist für mich beispielsweise genau die Version von Ken, die man sich so vorstellt. Und Margot Robbie ist genau die Barbie, an die man als erstes denkt, wenn man den Namen des Spielzeugs hört.

Und dann hat der Film ja auch noch das ein oder andere Highlight. Etwa die Tanzparty am Anfang, die hervorragend inszeniert war und fast schon dazu einlädt, mitzutanzen. Dazu kommt ein hervorragender Soundtrack und ein dazu passender Schnitt. Oberflächlich betrachtet ist Barbie also weit entfernt von einem schlechten Film.


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Erst wenn man zum Drehbuch kommt, implodiert der Film sozusagen. Dann offenbaren sich alle Schwächen, die ich oben schon beschrieben habe. Dann zeigt sich eine krude und rückständige Ideologie, die der Film propagiert. Und das alles ganz abgesehen von den erzählerischen Schwächen im Drehbuch, die noch obendrauf kommen.

Denn die Handlung von Barbie ist nicht nur vorhersehbar, sondern einfach nicht gut geschrieben. Plottiwsts sind schon meilenweit absehbar, die Handlung kommt nie dazu, ihren Figuren Tiefe zu verleihen und eine Charakterentwicklung kann dadurch auch nicht geschehen. Von Greta Gerwig habe ich mir persönlich deutlich mehr erwartet als das. 

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Fazit & Bewertung

Trotzdem ist der Film rein kommerziell ja ein riesiger Erfolg und Mattel plant schon jetzt mit mehreren Fortsetzungen. Auch über diese vollkommen falschen Schlussfolgerungen, die der Spielzeugkonzern aus dem Erfolg von Barbie zieht, könnte man nochmal einen ganz eigenen Artikel schreiben. 

Festhalten kann man aber: Mir hat Barbie gar nicht gefallen, obwohl ich das Potenzial für einen fantastischen Film durchaus noch erkannt habe. Wäre das Drehbuch nicht so schwach gewesen und hätte man, statt aus dem Problem, dass das Patriarchat ja tatsächlich darstellt, einen Kulturkampf-Film zu machen, lieber einen Systemkampf-Film gemacht, wäre dieser Streifen sicherlich viel besser geworden.

So hat er mich aber nur enttäuscht zurückgelassen. Und trotzdem rate ich jedem, der Interesse daran hat, sich den Film trotzdem im Kino anzusehen. Denn diese Kritik, die ihr gerade gelesen habt, ist äußerst subjektiv und spiegelt meine Meinungen und Eindrücke wider. Nicht ohne Grund wird Barbie aber von vielen anderen Kritikern als Meisterwerk bezeichnet. 

Ich besitze nicht das Monopol über die Sichtweise auf einen Film. Jeder einzelne Kinobesucher kann mit anderen Betrachtungen zu Barbie aus dem Kino gehen. Deswegen rate ich es allen, sich selbst einen Eindruck vom Film zu verschaffen. Im Gegensatz zu Oppenheimer, dem zweiten großen Kinohit des Sommers, hat mir Barbie aber eben persönlich nicht gefallen. Und übrigens: Die Überschrift für diese Kritik ist natürlich etwas reißerisch, hassen tue ich diesen Film nicht. Zumindest nicht auf diese hetzerische Art, wie es Konservative und Rechte tun, die diesem Film sogar Männerhass unterstellen.

Falls ihr ihn schon gesehen habt, könnt ihr ja mal eure Eindrücke in den Kommentaren schildern. Spannende Diskussionen könnten da sicherlich zu Stande kommen. Übrigens: Zusammen mit der Kritik zu Oppenheimer gehört dieser Artikel zu meinen längsten auf dem Blog. Ihr könnt meine Arbeit beispielsweise mit einem netten Kommentar oder einem Abo für meinen Newsletter, das es völlig kostenlos gibt, würdigen. Wer bis hierhin durchgehalten hat und meine Kritik vollständig durchgelesen hat, dem kann ich nur gratulieren. Und verweise darauf, dass es auf filmfreitag.de noch viele weitere spannende Kritiken gibt. Beispielsweise zu Avatar: The Way of Water oder Infinity Pool.


Der Barbie Film ist wohl eine der größten Enttäuschungen des Jahres. Obwohl man von Regisseurin Greta Gerwig eigentlich großes erwartet, ist mit Barbie ein Film entstanden, der aus seiner Prämisse viel hätte machen können, letztendlich jedoch in heteronormativen Kulturkampf verfällt und eine äußerst fragwürdige Botschaft mit sich trägt. Da helfen dann auch ein fantastisches Kostüm- und Szenenbild und hervorragend gecastete Schauspieler nicht mehr.

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Bewertung:

2


Barbie startet am 20. Juli 2023 in den deutschen Kinos.

© Copyright aller Bilder bei Warner Bros.

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Lukas Egner

Ich bin der Gründer von filmfreitag und schaue leidenschaftlich gerne Filme und Serien aus jedem Genre. Ich bin 21 Jahre alt, studiere momentan Politik- und Medienwissenschaften und schreibe als freier Autor für verschiedene Film- und Videospielmagazine.

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10 Kommentare
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Jojo
Jojo
14. August 2023 11:45

Diese Kritik ist sehr fragwürdig, da das zu Recht thematisierte Patriarchat als hintergründige Problematik des Kapitalismus abgetan wird. Vielleicht existiert mehr als EIN gesellschaftliches Problem? Greift der Film nicht teilweise, schrittweise Gleichberechtigung auf? (Nein nicht am Supreme Court, erstmal nachgeordnete Gerichte) Welche Wirtschaftsordnung herrscht in Barbieland? Wo ist der Kapitalismus erkennbar? Ist das nicht ein zwei Klassen System, in dem eine Gruppe alles hat, was Sie braucht und die andere zusätzlich noch das Sage „Wäre… Weiterlesen »

Thomas
Thomas
11. August 2023 17:08

Lieber Lukas. Vielen Dank für Deine ausführliche Analyse. Ob nun die größte Enttäuschung des Jahres? Eher wie manche Filme: Als Tigerin (in dem Fall) gestartet und als Fell gelandet. Ich werde immer mißtrauisch, wenn zum Ende keine Geschichte mehr gezeigt wird, sondern Dialoge den Film prägen. Mein Eindruck: Auf den letzten Metern vertraut das Team entweder nicht mehr dem Gezeigten – oder es merkt, was noch alles gezeigt werden müßte, aber dafür reicht dann die… Weiterlesen »

Jonathan
Jonathan
6. August 2023 15:14

Gute Kritik! Hab mir auch grad die zu Oppenheimer durchgelesen. Sehr ausführliche Kritiken, bekommt man heutzutage nur noch von den wenigsten. Auch wenn ich nicht überall mitgeh bei deinen Analysen, muss ich doch sagen: Tolle Arbeit und die Kritiken lesen sich wirklich schön!

LG Jonathan

AnnaB
AnnaB
5. August 2023 19:33

Wie immer sehr ausführliche und fundierte Kritik. Mir hat der Film zwar sehr viel Spaß gemacht, aber irgendwo hab ich mich grad bei dieser Entführungsszene auch gefragt, was da für ne Message transportiert werden soll. Allgemein sehr interessante Punkte, die du analysierst. Weiter so!