Filmkritik zu Cocaine Bear: Passend zur Cannabis-Legalisierung kokst jetzt auch Paddington

Weil ein Flugzeug mit Drogenschmugglern über einem Nationalpark abstürzt, macht ein zugedröhnter Bär jetzt Jagd auf unbescholtene Wanderer. Aber kann aus diesem absurden Szenario in Cocaine Bear wirklich ein guter Film werden? Finden wir es heraus!

Lesezeit: ca. 5 Minuten

Filmkritik zu Cocaine Bear (2023)

Schon als die ersten Szenen des Films über die Leinwand laufen, wird die Stimmung für den Rest des Films gesetzt: Als ein Flugzeug mit einer Ladung Koks abstürzt, wütet plötzlich ein Bär in den Wäldern Georgias. Der Schwarzbär findet das weiße Pulver und hat den Trip seines Lebens. Völlig zugedröhnt tobt er durch den Wald auf der Suche nach mehr Stoff!

Dazu kommen die einleitenden Worte, dass dieser Film auf wahren Begebenheiten basiert, was mit ein wenig Fantasie tatsächlich stimmt. Denn den zugedröhnten Kokain-Bären gab es wirklich, allerdings hat er sich nach dem Fund von einem Sack Kokain im Jahr 1985 nicht auf die Jagd nach unschuldigen Wanderern gemacht, sondern ist an einer Überdosis gestorben, nachdem er über ein Kilo Koks weggeschnupft hatte.

Hollywood hat für Cocaine Bear also durchaus die ein oder andere Stelle dazugedichtet, damit ein vermeintlicher Horrorfilm mit so einem absurden Szenario auch funktioniert. Wäre man bei den „wahren Begebenheiten“ geblieben, wäre der Film schließlich nach fünf Minuten mit einem toten Bär und nicht nach 90 Minuten mit ganz viel Blut und hoffentlich einem zufriedenen Kinopublikum geendet.


Was traut sich der Film wirklich?

Jetzt könnte man denken, es gehört schon ordentlich Können dazu, um aus einem solch absurden Szenario einen unterhaltsamen Film zu machen. Und Regisseurin Elisabeth Banks, die zuvor vor allem als Verantwortliche für den Riesenflop Drei Engel für Charlie aus 2019, aber auch die fast perfekte Performance als Effie Trinket in den „Hunger Games“-Filmen bekannt wurde, ist in Sachen Horrorfilmen auch eher ein unbeschriebenes Blatt.

Für mich stand also bis zur Sichtung nicht fest, ob ich mich jetzt auf diesen Film freuen soll oder Angst davor haben sollte, was Hollywood mit dem überraschend hohen Budget von Cocaine Bear (ca. 35 Millionen US-Dollar) so alles anstellen könnte. Denn mit Horrorkomödien und ähnlichen Genres verhält es sich in den letzten Jahren ja durchaus dichotomisch: Mal können sie richtig was, mal macht man sie fast für den Tod des Kinos verantwortlich.

Schauen wir uns nur X (richtig, richtig gut) im Vergleich zu Fantasy Island (brr, wie schlecht) an, dann erkennt man schnell, was ich meine. Glücklicherweise ist Cocaine Bear ein Film, der nach einer kurzen Einführung, in der gezeigt wird, wie es zum „auf wahren Begebenheiten“ basierenden Szenario kommt, eigentlich komplett auf Sinn und Logik schei*t. Auch in dem, was er sich traut, zu zeigen, erfüllt er alle Slasherfilm-Bedürfnisse und ist dadurch nicht nur eine Horrorkomödie mit absurder Ausgangslage, sondern sogar ein überraschend gut gelungener Film insgesamt!

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Pablo Escobear wütet in den Wäldern

cocaine bear bewertung rezension

Spätestens dann, wenn die ersten fünf Minuten des Films rum sind, geht es direkt zur Sache: Während wir zwei Hippies aus Schweden beim Wandern beobachten, wird den Horror- und Trahsfans unter uns sicher schon das Herz aufgehen. Denn natürlich wissen wir ganz genau, dass hinter jedem Baumstumpf der blutrünstige Kokainbär hocken könnte.

Und natürlich taucht der dann auch irgendwann auf und verspeist die Dame in der Runde direkt to go. Das Blut spritzt und wir wissen: Dieser Film nimmt kein Blatt vor den Mund oder besser gesagt: Kein Koks von der Line! Im Verlauf des Streifens werden dann zahlreiche Gliedmaßen abgehackt, der ein oder andere Kopf über den Waldboden gezogen und natürlich jede Menge Koks geschnüffelt.

Wer daran Spaß hat und sein Hirn auch mal für 90 Minuten ausschalten kann, der hat bei Cocaine Ber genau den richtigen Film erwischt. Denn immer wieder bekommen wir hier herrlich absurde und vor allem herrlich lustige Szenen zu Gesicht.

Wenn nach einem Holzhütten-Massaker der rettende Rettungswagen ein paar Minuten zu spät kommt und Pablo Escobear schon im Hinterzimmer auf sein nächstes Opfer wartet, ist die Lage angespannt. Wenn sich der namensgebende Bär dann aber auch noch eine herrlich komische Verfolgungsjagd mit den Rettungssanitätern und der angeknabberten Parkrangerin liefert, kommt man aus dem Lachen kaum mehr raus. Der Film bietet definitiv das ein oder andere Highlights. Übrigens ähnlich wie SCREAM 6, den ich in meiner Kritik auch genau für solche Szenen gelobt habe.

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Pacing-Probleme

Die Bären-Verfolgungsjagd ist dabei nur eine von zahlreichen Szenen, die beweisen, dass die Crew hinter Cocaine Bear durchaus kreativ veranlagt ist und in vielen Szenen das perfekte Pacing innehat. Allerdings folgt auf solche Highlights in den allermeisten Fällen dann eine langweilige Szene nach der anderen.

Das hat zwei Gründe: Zum einen interessieren wir uns nicht wirklich für die Charaktere. Klar, im Vergleich zu anderen Genrevertretern ist Cocain Bear ziemlich hochkarätig besetzt. Neben Stars wie Alden Ehrenreich aus Solo: A Star Wars Story oder Ray Liotta (GoodFellas) können auch andere Schauspieler, wie Keri Russell (Mission Impossible, Antlers) überzeugen. Der Cast ist also da. Und die Schauspieler können auch auftrumpfen, spielen besser als in den allermeisten vergleichbaren Filmen.

Nur wird aus den Charakteren, die dieser Cast verkörpert, nicht viel gemacht. Eigentlich alle Figuren bleiben bis zum Filmende blass, nachvollziehbare Motivationen sind entweder nicht gegeben oder an den Haaren herbeigezogen und unglaubwürdig. Der zweite Grund, warum das Pacing des Films häufig nicht funktioniert, ist seine Kulisse selbst.


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Denn wenn schon im Titel Cocaine Bear steckt, dann erwarte ich kein Charakterdrama oder eine tiefgehende Geschichte. Dann will ich einfach nur sehen, wie ein zugedröhnter Bär sich durch Wanderer und Touristen metzelt. Sicherlich hat der Film die ein oder andere Szene, die genau diesen Wunsch erfüllt. Aber dann werden diese Szenen oft wieder von nichtigen und langweiligen Einschnitten unterbrochen, die mir nicht egaler sein könnten.

Mit der Rettungswagen-Verfolgung baut der Film ein schnelles und hervorragendes Pacing auf. Kann das aber nicht über die Lauflänge von 90 Minuten halten. Entweder hätte der Film kürzer oder die Charaktere interessanter sein müssen.

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Fazit & Bewertung

Wer allein schon den Titel dieses Films liest, dem sollte klar sein, auf was er sich bei einem Kinobesuch einlässt! Cocaine Bear ist genau das, was der Titel verspricht! Eine Horrorkomödie rund um einen koksenden Schwarzbären, der die Besucher eines Nationalparks in Georgia terrorisiert.

Mehr aber auch nicht. Weder interessieren wir uns für die Charaktere noch sind ihre Motivationen irgendwie logisch oder nachvollziehbar. Da ist es fast schon ironisch, dass die Figuren echt nicht schlecht gespielt werden. Von Schauspielern, deren Niveau eigentlich deutlich über dem eines solchen Genrefilms sein sollte.

Aber die Regisseurin heißt nun mal Elisabeth Banks und allein schon deswegen dürfte der Film mehr Aufmerksamkeit erregen als vergleichbare Filme. In gewisser Weise ist Cocaine Bear also Edel-Trash mit einigen echt lustigen Szenen. Von den Dialogen, dem Ausgangsszenario und dem Drehbuch darf man aber nicht viel erwarten. Mit dem ein oder anderen Schluck Alkohol intus und den richtigen Freunden macht dieser Film im Kino sicherlich Spaß. Habt ihr vor, euch den Film anzusehen? Schreibt das gerne mal in die Kommentare!


Kreativ, aber viel zu flach: Cocaine Bear ist genau das, was man bei einem solchen Titel erwartet. Spaßige und teilweise kreative Slasher-Passagen werden aber durch unglaubwürdige Charatermotivationen und flache Figuren gedämpft.

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Bewertung:

3/5


Cocaine Bear startet am 13. April 2023 in den deutschen Kinos.

© Copyright aller Bilder bei Universal Studios.

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Lukas Egner

Ich bin der Gründer von filmfreitag und schaue leidenschaftlich gerne Filme und Serien aus jedem Genre. Ich bin 21 Jahre alt, studiere momentan Politik- und Medienwissenschaften und schreibe als freier Autor für verschiedene Film- und Videospielmagazine.

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PabloEscobear
PabloEscobear
18. Mai 2023 7:02

Passend zur Cannabis Legalisierung?

Schreibt ihr auch bei Computerspielen ähnliches, wenn sie „passend“ nach zB einem Amoklauf veröffentlicht werden?

Was bitte ein koksender Bär mit der Legalisierung von Cannabis zu tun?

Zalupkin
Zalupkin
14. April 2023 22:19

Film für Adioten