Mit Barbie und Oppenheimer starten diese Woche zwei der meisterwarteten Filme des Jahres im Kino. Gerade durch ihr geniales Marketing könnten sie zu den erfolgreichsten Filmen 2023 werden. Doch was steckt hinter “Barbenheimer” und warum gibt es so viele Memes dazu? Eine Analyse.
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Barbie und Oppenheimer: Gegensätze ziehen sich an
Warum überhaupt die Aufregung rund um Barbie und Oppenheimer? Nun, zuerst einmal: Worum geht es in beiden Filmen eigentlich? Wie der Name schon sagt, handeln beide Filme primär von ihren Namensgebern. In Barbie von Greta Gerwig (Lady Bird, Little Woman) geht es um die pinke Puppe von Mattel, die aus ihrem geliebten Barbie-Land in die “echte” Welt versetzt wird.
Da erlebt sie dann einen Kulturschock sondergleichen, raus aus der fröhlich pinken “Perfect World”, rein in die graue, kalte und vor allem rücksichtslose Umgebung unserer Welt. Wie Barbie dieses ganze Dilemma verarbeiten wird und worum genau es im Film tatsächlich geht, erfahren wir spätestens ab 20. Juli 2023 im Kino.
Zum gleichen Datum startet auch Oppenheimer von Christopher Nolan (Tenet, Inception). Der Film handelt vom gleichnamigen Wissenschaftler, der während und kurz nach dem Zweiten Weltkrieg am Bau der Atombombe ausschlaggebend mitgewirkt hat. Im Film werden wir wohl das Leben und Wirken von Robert Oppenheimer nachverfolgen und auch wichtige Weggefährten des Wissenschaftlers kennenlernen. Schon im Trailer war beispielsweise Albert Einstein zu sehen.
Worum genau es gehen wird, weiß ich zwar nicht. Nichtsdestotrotz kann man allein an den jeweiligen Inhaltsangaben von Barbie und Oppenheimer wohl eins ganz genau erkennen: Viel miteinander zu tun haben die beiden Streifen nicht. Und genau das ist einer der vielen Gründe, warum das Marketing der zwei Filme doch so gut funktioniert: Gegensätze ziehen sich an! Und das wiederum befördert die vielen Memes, die Barbie und Oppenheimer schon lange vor dem Release in den Sozialen Medien generiert hat. Eine kleine Auswahl gefällig? Bitteschön:
Zwei komplett unterschiedliche Zielgruppen und eine kleine, aber feine Dritte
Ein weiterer wichtiger Grund, warum das Marketing der beiden Gegensatz-Filme so gut funktioniert: Sie sprechen (vermeintlich!) unterschiedliche Zielgruppen an. Bei Barbie ist das oberflächlich betrachtet mehr als nur klar: Es wird vor allem ein weibliches Publikum mit einer Vorliebe für die Mattel-Puppe ins Kino gelockt. Das sind vor allem Kinder und all diejenigen, die junggeblieben sind.
Ganz anders sieht es bei Oppenheimer aus: Hier wird uns ein seriöser Film mit einer sehr ernsten Thematik, also ein klassisches Filmdrama mit einem hochkarätigen Cast aus Hollywood-Stars präsentiert. Das lockt (wieder nur vermeintlich!) ein erwachsenes und – dem Klischees nach – vermehrt männliches Publikum an.
Wir haben es also mit zwei verschiedenen Zielgruppen zu tun, die unterschiedlich angesprochen werden können. Deswegen ist es auch kein Todesurteil für einen der Filme, dass beide, obwohl große Blockbuster, zeitgleich im Kino starten. Sie sprechen zwei unterschiedliche Typen von Kinogängern an und können deswegen koexistieren.
Andererseits gibt es aber, meiner Meinung nach, bei diesen zwei Filmen jetzt noch eine dritte, viel kleinere, aber für das Marketing umso wichtigere Zielgruppe: Sogenannte Cineasten, die beide Filme genießen wollen. Oder all jene, die sich einen Spaß daraus machen und groß bei Social Media ankündigen, heute Abend ins Double Feature zu Barbie und Oppenheimer zu gehen. Und genau diese dritte, kleine Zielgruppe bestimmt aktuell den Diskurs der Filme.
Denn auf Twitter, Instagram oder Tiktok sieht und hört man, immer wenn es um einen der beiden Streifen geht, fast schon zwangsweise auch den anderen. Obwohl beide Filme von unterschiedlichen Studios gedreht wurden, profitieren sie also voneinander und locken mehr Menschen ins Kino, als nur einer allein.
Übrigens: Eine Woche vor dem Kinostart von Barbie und Oppenheimer hat sich auch Tom Cruise mit Mission: Impossible 7 nochmal auf die ganze große Leinwand gewagt. Ob seine Stunts diesmal genauso gut sind wie sonst, erfahrt ihr in meiner Filmkritik.
Greta Gerwig und Christopher Nolan sind große Namen
Für mich aber ausschlaggebend ist ein ganz anderer Punkt: Würde man bei einer oberflächlichen Betrachtung der beiden Filme, ohne Hintergrundwissen, vielleicht zum Schluss kommen, dass der eine ein Kinderfilm oder ein Musical ist und der andere ein bitter ernstes Biopic, stellt sich dies bei näherer Betrachtung nicht ganz so dar.
Der Film Barbie wurde von Greta Gerwig inszeniert und sie hat mit ihrem Mann, Noah Baumbach (Marriage Story, White Noise) das Drehbuch geschrieben. Diese beiden Namen stehen für jeden, der sich nur ansatzweise für das Kino interessiert und ein kleines bisschen über den Tellerrand der etablierten Blockbuster-Franchises schaut, für Ernst zu nehmende Regisseure und Filmemacher.
Gerwig erlangte durch ihre Regieposten bei Little Woman und Lady Bird internationale Bekanntheit. Beide Filme wurden mehrfach ausgezeichnet und letzterer zählt sogar zu meinen Lieblingsfilmen. Und beide Filme zeichnen sich durch ihre scharfe Inszenierung, den tollen Blick fürs Detail und die wunderbar geschriebenen Charaktere aus. Wenn so eine Frau jetzt auf dem Regiestuhl von Barbie Platz nimmt, dann zeigt das eine Sache ganz deutlich:
Ein Spielzeug-Film für Kinder wird das sicherlich nicht. Allein schon durch seine vielen Referenzen zu anderen großen Filmen spricht Barbie auch ein Publikum an, das klassische Filme aus diesem Bereich sonst nicht erreichen: Menschen, die große Mainstream-Produktionen eigentlich ignorieren würden und lieber ins Arthouse-Kino gehen.
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Ganz ähnlich verhält es sich bei Oppenheimer: Hätte man mir vor zwei Jahren gesagt, ein Biopic über Robert Oppenheimer wird gerade gedreht, hätte ich gesagt: “Und für welche ntv- oder arte-Doku denn?”. Allerdings wird Oppenheimer von Christopher Nolan inszeniert. Und der steht vor allem für eine Sache: Opulente Action-Kracher mit einer verzwickten Story, aber keine schnöden Biopics.
Fazit: Barbie und Oppenheimer werden die Sommerhits 2023!
Die Erwartungshaltung für beide Filme wird bei vielen Kinogängern also eine andere sein, als man bei einer oberflächlichen Betrachtung zunächst annehmen würde. Und auch deshalb wirkt das Marketing von Barbie und Oppenheimer auf Social Media so gut. Man kann nicht nur mit Gegensätzen kokettieren, sondern auch Klischees über Nolan- oder Kinderfilme dekonstruieren. Barbie könnte ein feministisches Meisterwerk werden, wie ich schon auf Twitter geschrieben habe. Jedenfalls handelt der Film von der Emanzipation einer Puppe, die seit jeher eigentlich für die Sexualisierung junger Frauen stellvertretend war.
Oppenheimer wiederum könnte einen Beitrag dazu leisten, den Erfinder der Atombombe in einem neuen Licht zu sehen. Bei mir jedenfalls hat das Marketing funktioniert. Ich werde mir beide Filme zeitnah (wenn auch nicht am selben Tag) im Kino anschauen. Werdet ihr das auch tun? Und was haltet ihr von diesem Hype rund um Barbie und Oppenheimer? Lustig oder unnötig? Schreibt das mal in die Kommentare! Wer jetzt noch wissen will, warum ich Avatar 2 für einen ziemlich unnötigen Film halte, der kann ja mal hier vorbeischauen.
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