KritikFilmkritik

Deadpool & Wolverine in der Kritik: Marvel in den letzten Atemzügen!

Lange haben Fans gewartet, nach fast sechs Jahren läuft endlich der dritte Teil von Deadpool im Kino. Doch die lange Wartezeit war der neue Marvel-Film mit Ryan Reynolds und Hugh Jackman definitiv nicht wert. Eine Kritik zu Deadpool & Wolverine.

Lesezeit: ca. 6 Minuten

Filmkritik zu Deadpool & Wolverine

Eigentlich gehört Deadpool zu den “edgy” Anti-Helden, die sich nicht so gern im Rampenlicht der ganz großen Marvel-Blockbuster sonnen. Immerhin hat der Mann mit dem roten Kostüm seit seiner Kino-Premiere ein Dasein im Schatten von Avengers, Guardians of the Galaxy und Spider-Man gelebt. Doch jetzt will nicht nur der Film aus der Schmuddelecke ausbrechen, sondern auch sein namensgebender Superheld, der unbedingt Teil der Avengers werden will.

Dass er sich damit aber in genau die Ketten zwängen lässt, gegen die er zuvor so vehement protestiert hat, fällt dem infantilen Anti-Helden und den Drehbuchautoren hinter dem neuesten Marvel-Film leider nicht auf. Denn Deadpool & Wolverine mag zwar oberflächlich ein provokant daherkommender Film sein, der vor allem mit seinem Stattfinden im sonst so aalglatten MCU kokettiert. 

Blickt man aber hinter die Fassade, dann versteckt sich da nur ein Jugendlicher in der Pubertät, der es seinen Eltern mal so richtig beweisen will und nachts durch die Hintertür herausschleicht. Nur dass er mit genau diesem Verhalten die Autorität der Eltern nicht untergräbt, sondern bestätigt.

Verzweiflung im Angesicht des Witzes

Ich muss zugeben: Deadpool & Wolverine hat mich an mehreren Stellen tatsächlich zum Lachen gebracht. Aber viel mehr aus Verzweiflung über die Banalität dessen, was da auf der Leinwand gezeigt und gesprochen wird. Nein, es sind nicht die dümmlichen Bemerkungen von Deadpool, die sich zwischen pubertären Penis-Witzen und selbstreferentiellen Belanglosigkeiten bewegen.

Es ist auch nicht die Abstrusität im gegensätzlichen Auftreten der beiden Hauptfiguren, die man schon aus unzähligen “Buddy Cop”-Komödien kennt. Nein, es ist die herrliche Absurdität, mit der das Drehbuch des Films am Leben gehalten wird. Da wird dann in deutlicher Überlänge von verschiedenen Multiversen, von Materie und Anti-Materie und dem Verhältnis von Welt 0815 zu Welt 420 schwadroniert, dass man zwanghaft zwischen Lachen und Weinen dahinsiecht.

Es hilft dann auch nicht, dass Deadpool sich immer wieder über das eigene Universum, über Disney, Marvel und den Fox-Deal lustig macht. Das macht es eher noch trauriger, wenn man sich bewusst darüber wird, mit welcher Konsequenzlosigkeit sich genau das Filmstudio, dass die Filmlandschaft in den letzten Jahren wie kein zweites beeinflusst und zum Teil auch kaputt gemacht hat, über genau die Angriffe amüsiert, die es dem Medium zugefügt hat.

MCU Deadpool 3 Bewertung wie gut?

Dass Deadpool & Wolverine damit auch gleichzeitig das eigene Publikum zum Affen machen, ist entweder Nebensache oder von den Zuschauern sogar gewollt. Denn wer das Kino nur durch Marvel-Filme und seinesgleichen kennt, der wird sich ja kaum denken, dass durch Witze wie “Dafür muss man Staffel eins, Folge fünf von Loki gesehen haben” oder “Hugh Jackman wird von Marvel jetzt bis zum 90. Lebensjahr ausgezerrt”, man selbst vor der Leinwand eigentlich für blöd erklärt wird.

“Ach ja, wie lustig ist das eigentlich. Man, und die trauen sich auch echt was mit den Witzchen gegen Marvel, ne? Hihiha, ich bin so edgy”. Natürlich dürfen die Witzchen nicht zu weit gehen, sonst könnte man ja dem ein oder anderen Hollywood-Boss tatsächlich auf den Schlips treten. Also wird sich immer nur soweit über das ach so lustige Marvel-Filmgeschäft amüsiert, dass man noch ungeschoren davonkommt.  Und die Konsequenzlosigkeit hört dann ja nicht auf…

Anzeige

Totgeglaubte Leben länger mit… einer kleinen Geldspritze

Eigentlich sollte einer der beiden Hauptfiguren gar nicht mehr leben. Schließlich ist Wolverine (Hugh Jackman) im letzten X-Men Film “Logan” gestorben und damals sogar noch würdig von uns gegangen. Aber nichts da, nein nein! Marvel will ein cooles Crossover aus ihrem edgy Anti-Helden Deadpool mit dem ernst dreinblickenden Wolverine, das für – hahaha – richtig lustige Dynamiken sorgen könnte.

Also muss Wolverine irgendwie von den Toten zurückgeholt werden. Wie das im Film genau vonstatten geht, hab ich schon wieder vergessen. Nur eine Sache blieb mir in Erinnerung: Dass Deadpool das Grab seines künftigen Partners genauso schändet, wie Marvel die Filmkultur. Aber das ist ja eigentlich auch vollkommen Wurscht, schließlich sitzen wir hier nur im Kino, um coole Action-Kämpfe zwischen den beiden gegensätzlichen Helden zu bewundern.

In genau denen geht es zwar nie um was, weil Deadpool und Wolverine ja unsterblich sind, aber wen juckt das schon. Hör mal her, sie haben den Kampf immerhin mit schmissiger 80er-Mukke unterlegt. Das entschuldigt die katastrophalen Plotholes und das zusammengeschusterte Drehbuch doch mehr als genug.

Anzeige

Ein Brei aus schlechten Entscheidungen

Das Schlimmste an der ganzen Sache ist aber die Tatsache, dass Deadpool & Wolverine ein zusammengewürfelter Haufen an schlechten Entscheidungen ist. Und dieses Problem beschränkt sich bei weitem nicht nur auf diesen Film, sondern das ganze Marvel Cinematic Universe. Wenn man einen Film nur noch dann gänzlich versteht, wenn man mindestens zwei Serien auf Disney Plus und 20 Kinofilme gesehen haben muss, entbehrt sich ein Film des Begriffs “Film”.

Dann ist ein Film möglicherweise noch Content. Vielleicht eine Art Soap Opera mit wöchentlich ein paar neuen, aber nicht wirklich relevanten Entwicklungen. Genauso wird auch der Charakter Deadpool in seinem eigenen Film vollständig ausgehöhlt und als Teil eines Konglomerats an Figuren zurückgelassen, die ihm seines Daseins als eigenständigen Protagonisten berauben.


Auch interessant:


Deadpool & Wolverine hat gerade am Ende doch ein, zwei gute Szenen und auch die Chemie zwischen Reynolds und Jackman stimmt durchaus. Schließlich sind die beiden Männer im Latex-Anzug auch im echten Leben befreundet. Wenn aber das alles ist, was man nicht an Deadpool 3 kritisieren kann und der Film ansonsten maximal die Grundvorraussetzungen eines Films erfüllt, ist das traurig.

Anzeige

Fazit & Bewertung

Wenn der Soundtrack des Films mit großem Abstand das Beste an ihm ist, dann sollte man sich vielleicht mal Gedanken machen. Marvel steckte ja schon vor Deadpool & Wolverine in den letzten Atemzügen und Wade Wilsons Katana versetzt ihm jetzt den Todesstoß. Während dieser Film reiner Content (!) für Männer in der Midlife-Crisis ist, sollte das Kino so viel mehr sein, als ein paar Hampelmänner in hautengen und quietschbunten Kostümen, die sich über sich selbst und das dumme Publikum lustig machen.


Wer gerne prä-pubertäre Witzchen von Mitt-Vierzigern im Latex-Kostüm hören will oder einfach absolut keine Lust auf einen guten Film hat, dem empfehle ich Deadpool & Wolverine aus ganzem Herzen. Alle anderen sollten großen Abstand vom neusten Marvel-Machwerk halten.

Letterboxd ->

Bewertung:

1,5


Deadpool & Wolverine startet am 25. Juli 2024 in den deutschen Kinos.

© Copyright aller Bilder bei Marvel/ Disney.

Lukas Egner

Ich bin der Gründer von filmfreitag und schaue leidenschaftlich gerne Filme und Serien aus jedem Genre. Ich bin 21 Jahre alt, studiere momentan Politik- und Medienwissenschaften und schreibe als freier Autor für verschiedene Film- und Videospielmagazine.

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Kommentare
Inline Feedbacks
View all comments