Die Mumie von 1999 zeigt, dass Abenteuerfilme auch abseits von Indiana Jones funktionieren. Was Stephen Sommers hier geschaffen hat, ist ein Trashfilm mit Blockbusterbudget.
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Um was geht’s?
Im Jahr 1923 hat der Fremdenlegionär Rick O’Connel (Brendan Fraser) im Kampf mit einem geheimnisvollen Beduinenvolk in den Ruinen von Hamunaptra eine Begegnung mit einer mysteriösen Gestalt, die ihm das Leben rettet. Als er drei Jahre später in Kairo von einem Archäologen namens Jonathan Carnahan (John Hannah) bestohlen wird, stellt sich heraus, dass eine Schatulle, die er besaß, eine Karte zur verschollenen Stadt Hamunaptra beinhaltet.
Zusammen mit der Ägyptologin Evelyn Carnahan (Rachel Weisz) machen sich Jonathan und Rick auf den Weg, um das Geheimnis rund um die sagenumwobene Stadt zu lüften. Auf halber Strecke machen sie Bekanntschaft mit den Schatzjägern Burns, Daniels, Henderson und ihrem Team, die ebenfalls auf der Suche nach Hamunaptra sind. Und schließlich erwecken sie Imhotep (Arnold Vosloo), die Mumie, der seine Geliebte Anck-Su Naamun (Patricia Velasquez) nach 3000 Jahren endlich von den Toten zurückholen will.
Filmkritik zu Die Mumie von 1999
Wie gerne habe ich als Kind die alten Indiana Jones-Filme geschaut. Harrison Ford als cooler Schatzjäger, der gefährliche alte Ruinen durchstöbert, sich Verfolgungsjagden mit Nazis oder eine Schießerei auf offener Straße liefert. Alle drei Indiana Jones-Filme waren perfekte Abenteuerfilme. Sie haben keine meisterhafte Geschichte erzählt und keine grandiosen Dialoge geschrieben. Aber sie haben die Abenteueratmosphäre wunderbar eingefangen.
Jetzt habe ich mir Die Mumie von 1999 angesehen, über den ich im Vorfeld schon so viel gelesen und gehört hatte. Für die einen ist er der geistige Nachfolger von den Indiana Jones-Filmen. Für die anderen ein Guilty Pleasure. Und für manche ein absoluter Reinfall. Für mich war der Film von Stephen Sommers (Van Helsing, G.I. Joe) irgendwie alles davon auf einmal.
Zum einen erinnern die Geschichte, aber auch die Charaktere, sehr stark an die große Vorlage Indiana Jones. Wir haben es mit einer mysteriösen, jahrtausende alten und übernatürlichen Bedrohung in Form der Mumie zu tun. Unsere Helden sind auf der Suche nach einem verborgenen Schatz und bekommen dabei natürlich Gesellschaft von so einigen klischeehaften Bösewichten, wie etwa Imhotep, der eine Art Mischung aus auferstandenem Pharao und zombiehafter Mumie spielt.
Neben dem Hauptbösewicht gibt’s dann auch noch den bösen Sidekick, wie ich ihn mal nennen will. Mr. Burns wünscht den Protagonisten eigentlich immer nur das Schlimmste, kann aber eigentlich auch nicht wirklich als Bedrohung wahrgenommen werden, weil er dafür einfach zu slapstickhaft geschrieben ist. Und all das wird untermischt von immer wieder einsetzenden Actionszenen, seien es Verfolgungsjagden, Schießereien oder Kampfszenen.
Der geistige Nachfolger von Indy?
Dieses Setting aus einer Schatzsuche, einem übernatürlichen Bösewicht und rasanten Actionszenen gibt es in Indiana Jones auch. In diesem Sinne kann man die Mumie also in gewisser Weise als geistigen Nachfolger des Jägers des verlorenen Schatzes begreifen. Was dabei aber eben nicht vergessen werden darf: Indy war und ist wohl einer der charismatischsten Protagonisten, die das Kino zu bieten hat. In Die Mumie schafft diese Leinwandpräsenz keiner der Protagonisten.
Gleichzeitig ist der Streifen auch irgendwo ein Guilty Pleasure für mich, also ein Film, der nicht wirklich gut ist, den ich aber trotzdem mag. Denn sind wir mal ehrlich: Die Dialoge sind reichlich cheesy geschrieben. Sie reichen von misslungenen One-Linern über fremdschamversprühende Flirtszenen und manchmal doch ganz lustige Sprüche. Irgendwie ist alles dabei, aber die Dialoge sind zum Großteil einfach schlecht.
Und auch die Geschichte ist jetzt nichts, was die Bezeichnung gut verdient hätte. Auf der einen Seite scheint die Story auf den ersten Blick unnötig komplex zu sein. Erst lernen wir in der Vergangenheit über die Umstände von Imhotep und warum er seine Geliebte wiederauferstehen lassen will. Dann springen wir in das Jahr 1923 und erleben mit Rick, Jonathan und Evelyn, wie sich die Geschichte langsam öffnet und wie was mit wem zusammenhängt. Gleichzeitig lernen wir auch ein paar weitere Schatzsucher kennen, die eigentlich als Mini-Bösewichte agieren sollen, aber nicht so wirklich funktionieren wollen.
Auf den zweiten Blick ist die Geschichte aber unglaublich eindimensional. Unsere Protagonisten rennen eigentlich einem McGuffin nach dem anderen hinterher, während der Bösewicht genau eine Motivation besitzt, die er auf dümmste Art und Weise und völlig ohne Plan zu verfolgen scheint. Dazu kommt noch, dass Imhotep in menschlicher Form irgendwie keine echte Gefahr ausstrahlt. Ich fand, in Mumienform konnte er mir echte Albträume bereiten. Aber als normaler Mensch- keine Chance.
Nicht gerade gut gealtert
Und klar, die Effekte, gerade in Großaufnahmen, sind nicht gerade gut gealtert. Man sieht dem Film an jeder Ecke und Kante sein Alter von über 20 Jahren einfach an. Besonders bei der Gestaltung der Mumie, dem Hauptgegner des Films, wäre vermutlich die Entscheidung gegen ein CGI-Monster und für ein gutes Kostüm besser gewesen. Immer dann im Film, wenn keine Computereffekte in einer Szene verwendet wurden, funktioniert die Action oder das Gezeigte.
Genau dieser Umstand macht Indiana Jones bis heute sehenswert. Dort hat man fast ausschließlich auf praktische Effekte gesetzt, die zwar auch nicht immer funktionieren, dafür aber authentischer und vor allem zeitloser sind. Solche Szenen hat Die Mumie auch zuhauf, aber in diesem Film wird eben gerne mal mit Computereffekten experimentiert, die im Jahr 1999 einfach noch glasklar erkennbar waren.
Ich hab die Mumie ins Herz geschlossen
Jetzt könnte man anhand dieser Kritik fast denken, dass mir der Film so überhaupt nicht gefallen hat. Aber das Gegenteil ist der Fall. Ich war fast verzaubert von der Einfachheit, mit der mich Die Mumie unterhalten hat. Denn dieser Film ist eben klassisches Popcorn-Kino zum Zurücklehnen und Genießen. Wer hier eine außergewöhnliche Geschichte oder meisterhafte Dialoge erwartet, wird natürlich enttäuscht.
Man sollte sich genau bewusst sein, auf was man sich einlässt. Genau wie bei Indiana Jones hat auch dieser Film in mir die Faszination für das Abenteuer ausgelöst. Unsere Helden lösen Rätsel in alten ägyptischen Ruinen, begegnen Monstermumien und lüften das Geheimnis eines alten Pharaos, dessen Liebesgeschichte tragisch geendet hat und der jetzt als übernatürlicher Bösewicht zurückkehrt. Das macht einfach Spaß und dank seiner Lauflänge von 124 Minuten wird all das auch nie langweilig.
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Denn Die Mumie nimmt sich glücklicherweise nie zu ernst. Der Film weiß, dass er rein der Unterhaltung dient und keine großen Menschheitsfragen aufwerfen oder sich zu sehr in die angedeutete Liebesbeziehung zwischen Rick und Evelyn versteifen muss. Er muss Spaß machen, nicht mehr und nicht weniger. Am deutlichsten wurde das für mich daran, dass unser großer Bösewicht, die Mumie, Angst vor Katzen hat. Und der entsprechende Gesichtsausdruck, wenn er einen der Vierbeiner sieht, ist einfach köstlich.
Als ich mir den Film jetzt im Orginalton nach langer Zeit mal wieder angeschaut habe, ist mir übrigens auch aufgefallen, dass Mr. Burns im Deutschen ja die Stimme von Spongebob hat. Damals als Kind war das so richtig verwirrend. Und hätte ich den Film jetzt nochmals in der Synchronfassung gesehen, hätte ich ihn wohl nicht ernst nehmen können. Diese viel zu hohe Stimme passt einfach mal überhaupt nicht.
Fazit & Bewertung
Wer Indiana Jones liebt, der wird auch Die Mumie lieben. Wer einen tiefgründige Geschichte, gut geschriebene Dialoge oder Computereffekte auf dem neusten Stand erwartet, wird enttäuscht. Wer aber einen spaßigen, kurzweiligen Abenteuerfilm mit Horror- und Comedyelementen sehen will, der ist hier genau richtig.
Die Mumie nimmt sich nie zu ernst, erzählt eine unterhaltsame Geschichte, fährt in den Momenten, in denen die Action funktioniert, ein Feuerwerk ebendieser ab und inszeniert ganz liebenswürdige Charaktere. Die Schauspielleistungen variieren zwar stark, sind aber im Großen und Ganzen in Ordnung. Für mich ist Die Mumie ein Guilty Pleasure, wie es im Buche steht. Ich weiß, dass der Film nicht zum Besten gehört, was das Kino je hervor gebracht hat. Aber ich weiß auch, wie sehr ich mich nach dem Abspann vom Film unterhalten gefühlt habe. Und ist das nicht das wichtigste?
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Der heißt im Film Benny, nicht Mr. Burns (mit der Brille).