Eternals Kritik: Wunderschöne Langeweile

Seit Kurzem gibt es den Marvel-Blockbuster Eternals auch zum Streamen auf Disney Plus. Ich habe ihn mir angeschaut und kann nur eines sagen: Der Film hat mich wütend gemacht!

Lesezeit: ca. 8 Minuten

Um was geht’s?

Die Eternals sind eine alte und unglaublich mächtige Spezies von Superhelden, die schon seit Urzeiten auf dem Planeten Erde existieren. Obwohl sie unter den Menschen leben und wie diese aussehen, stammen sie eigentlich von den Celestials, einer noch mächtigeren Rasse von Aliens ab, die Sonnen erschaffen und Planeten kreieren können. Und auch wenn die Eternals eine Vielzahl an Superkräften und Einflussmöglichkeiten haben, dürfen sie sie nicht einsetzten, um der Menschheit zu helfen.

Eigentlich haben die Superhelden sich mit ihrem Alltag auf der Erde abgefunden und gehen mittlerweile ganz normalen Jobs nach und leben ein unspektakuläres Leben. Doch als eines Tages die Widersacher der Eternals, nämlich die Deviants, die eigentlich als ausgerottet galten, wieder auftauchen, muss gehandelt werden. Und so findet sich die Superheldentruppe, bestehend aus Sersi (Gemma Chan), Ikaris (Richard Madden), Kingo (Kumail Nanjiani) und vielen anderen, wieder zusammen, um gemeinsam die Erde vor der Auslöschung zu bewahren.


Filmkritik zu Eternals

Nachdem das Marvel Cinematic Universe 2008 mit Iron Man startete, gab es seitdem sage und schreibe 27 Filme aus dem Franchise. Viele davon waren irgendwie nett anzusehen, aber schnell wieder vergessen. Einige waren sogar richtig schlecht. Und einige wenige schafften es auch, mich wirklich zu begeistern.

Mit den Avengers schaffte Kevin Feige, der Verantwortliche Produzent für das Marvel Universum, eine vierteilige Filmreihe, die es in sich hatte. Vor allem mit den letzten beiden Filmen, Avengers: Infinity War und Avengers: Endgame, wurde ein unglaublicher Hype erzeugt. Denn diese Filme sind schon faszinierend: Sie vereinen all die Superhelden, die wir schon aus ihren Solofilmen kennen und lieben gelernt haben und lassen sie vereint gegen eine noch größere Bedrohung kämpfen.

Und jetzt will Marvel mit den Eternals sozusagen ein noch größeres Pendant zu den Avengers schaffen. Wieder vereint sich eine Superheldentruppe in einem Film, um das Böse zu bekämpfen. Nur das diesmal keiner der Helden vorher etabliert wurde und diese dadurch kaum mehr als Schablonen sind. Wir kennen keinen der Charaktere aus vorherigen Filmen und gerade deswegen ist es noch viel schlimmer, dass kaum einer von ihnen überhaupt interessant ist.

Bei den Avengers kennen wir die meisten Helden aus ihren jeweiligen Filmen schon, samt ihrer Charaktereigenschaften und Macken. Und fast alle dieser Helden sind interessant und lassen sich gut als Identifikationsfiguren benutzen. Bei Eternals ist das allerdings nicht der Fall. Fast alle der neu etablierten Superhelden sind Charakterschablonen, die vielleicht eine Eigenschaft besitzen, die sie von den anderen unterscheidet. Und warum ist das so? Die Antwort ist: In Eternals fehlt ganz einfach die Zeit, die Charaktere interessant einzuführen.

Vielmehr rennt man gefühlt durch die Einführungsrunden und jeder Superheld bekommt eine Minute, um sich beim Zuschauer vorzustellen. Nur reicht eine Minute eben nicht, um aus einer Schablone einen echten Charakter zu machen. Eternals vergisst offensichtlich, was die Avengers so gut gemacht hat: Wir kennen die Superhelden und freuen uns auf ein Ensemble-Abenteuer mit ihnen. Genau diesen Anspruch hatte Eternals ja ganz offenbar auch, scheitert daran aber brachial.

Anzeige


Keine echte Bedrohung

eternals kritik

Und an dieses eine Scheitern schließt sich dann eine Kette von Konsequenzen an: Dadurch, dass fast keiner der Helden interessant ist, entsteht keine Verbindung zu ihnen. Dadurch, dass keine Verbindung zu ihnen besteht, lassen uns die vermeintlichen Bedrohungen, in die sich die Superhelden begeben, kalt. Und weil uns diese Bedrohungen kalt lassen, fühlen sich die sehr rar gestreuten, aber immer klimaktisch logischen Kämpfe blass und generisch an. Vielleicht hätte es den Figuren und der Erzählung besser getan, in der Form einer Serie eingeführt zu werden. Dann hätte man zumindest mehr Zeit gehabt, um aus all dem eine interessante Geschichte zu formen.

Apropos Geschichte: Auch die dümpelt ziemlich unspektakulär vor sich hin. Die Deviants, die am Anfang etablierte Bedrohung, sind wohl die langweiligsten und generischsten Gegenspieler, die es im Marvel Universum je gab. Und sie stellen eigentlich bis zum letzten Drittel des Films überhaupt keine Bedrohung dar, wenn man sich vor Augen führt, wie einfach unsere Superheldentruppe sie besiegen kann.

Auch das Drehbuch scheitert kläglich daran, uns eine interessante Story aufzutischen: Die erste Hälfte des Films beobachten wir eigentlich nur, wie die einzelnen Helden Schritt für Schritt wieder zueinander finden, um gegen das Böse zu kämpfen. Das ist inszenatorisch manchmal echt spannend gelöst, weil wir in Form von Rückblenden in die Vergangenheit der Eternals reisen und sie so zum Beispiel im antiken Babylon erleben.

Trotzdem ist die erste Hälfte des Films ziemlich langweilig. Das liegt auch daran, dass uns sämtliche Charaktere eigentlich egal sind. Was erwartet der Film auch? Das mir eine Frau, die ich seit fünf Minuten kenne, am Herzen liegt. Oder das ich mit Dane Whitman (Kit Harrington, der aus Game of Thrones) mitfühle, wenn er eine emotionale Szene mit seiner Freundin, der gerade erwähnten Frau, hat, obwohl mir die beiden eigentlich auch noch mega unsympathisch daherkommen? Nein Marvel, so funktioniert das nicht.

Aber die zweite Hälfe von Eternals wird leider nicht besser. Es gibt einige, an den Haaren herbeigezogene Plottwists. Im Prinzip wird der „echte“ Bösewicht erst jetzt enthüllt. Und der will ja eigentlich nicht böse sein, ist es aber dann halt doch. Und hier zeigt sich wieder: Marvel kann keine Schurken! Das letzte Drittel des Films verbringen wir dann mit überproportionierten, aber langweiligen Kämpfen und ein paar vermeintlich emotionalen Szenen, die mich aber gar nichts haben fühlen lassen.

Anzeige


Enttäuscht vor dem Fernseher

eternals babylon

Und am Ende saß ich vor dem Abspann und habe den Fernseher angeglotzt, weil ich es nicht fassen konnte: Ich habe mich tatsächlich gezwungen, einen Film, der vor Langeweile nur so strotzt, anzugucken, in der Hoffnung, dass mich vielleicht ein befriedigendes, wenigstens aber ein spektakuläres Ende erwartet. Aber auch in dieser Hinsicht enttäuscht der Film. Es mag vielleicht traurig klingen, aber die Actionszenen dieses Films sind so oberflächlich, so langweilig und fühlen sich so herzlos an, dass es mich wütend macht.

Das fängt schon damit an, dass sämtliche Superhelden absolute Langeweile-Kräfte haben. Der eine, der aussieht wie Superman, kann Laser aus seinen Augen schießen. Nein, was du nicht sagst, das gab es ja noch nie! Der andere, der aussieht wie Shang Chi, kann eigentlich dasselbe, nur das die Laser nicht aus seinen Augen kommen, sondern er sie erst umständlich mit den Händen formen muss. So geht das weiter mit den Fähigkeiten der Helden. Sie sind generisch, genau wie die Actionszenen gegen die Deviants, die eigentlich nur graue Masse sind, die zu Monstern geformt ist.

Aber halt, werden jetzt einige sagen. Eternals ist doch von Chloe Zhao, die mit Nomandland einen der besten Filme des vergangenen Jahres machte und dafür sogar den Oscar bekam. Ja, das stimmt. Und an einigen wenigen Stellen merkt man, dass hier eine fähige Regisseurin am Werk war. Die Bilder sind manchmal wirklich zum verlieben, gerade die weiten Landschaftsaufnahmen lassen auf Chloe Zhao schließen, die mit Nomandland ja auch schon ihr Talent für ebendiese Aufnahmen zeigte.

Anzeige


CGI-Superhelden und graue Monstermasse

Aber an viel zu vielen Stellen werden diese schönen Bilder durch CGI-Superhelden, die durchs Bild fliegen oder graue Monstermasse aus dem Computer zerstört. Und das ist auf der einen Seite furchtbar schade, weil uns dadurch schöne Kameraaufnahmen verwehrt bleiben, auf der anderen Seite aber ehrlicherweise auch unerheblich, da die manchmal wunderschönen Bilder diesen Film auch nicht mehr retten könnten. Da ist es egal, wie oft einer der Helden noch bedeutungsschwanger in den Sonnenuntergang blickt. Mir ist da auch ein passender Vergleich eingefallen, den ich an dieser Stelle gerne ziehen würde.

Mit Dune kam dieses Jahr ein Film in die Kinos, der zeigte, wie man all die Schwächen von Eternals vermeiden und gleichzeitig eine faszinierende Geschichte, tolle Charaktere und wunderschöne Bilder vereinen kann. An all dem scheitert Eternals und Dune brilliert darin. Ich würde also sagen, dass all diejenigen, die von Eternals frustriert sind, so wie ich, vielleicht lieber Dune schauen sollten. Man kann die beiden Filme zwar nicht zu 100 Prozent vergleichen, sie haben aber ihre Ähnlichkeiten und einer von ihnen ist der mit weitem Abstand bessere Film.

Und zum Abschluss noch eine Sache, die ich nicht explizit Eternals anhängen will, die aber hier an dieser Stelle, gerade wenn man über Disney Filme schreibt, mal erwähnt werden sollte: Der Cast des Films ist so divers wie nie. Mit Gemma Chan haben wir eine asiatische Superheldin, Kumail Nanjiani kommt aus Pakistan und auch PoC (People of Color) sind vertreten. Und der Film zeigt das erste offen homosexuell lebende Pärchen, dass es je in einen klassischen Disney-Blockbuster geschafft hat.


Auch interessant:


Damit bestätigt sich zum einen eine erfreuliche Richtung, in die das Blockbuster-Kino mit langsamen Schritten geht. Ein Weg, den das Arthouse-Kino schon seit Jahrzehnten vorgelegt hat, den sich aber große Filme lange nicht trauten zu gehen. Was im letzten Star Wars Film, Der Aufstieg Skywalkers, fast noch lächerlich wirkte, als sich am Ende zwei Rebellenfrauen küssten, die für eine Sekunde zu sehen waren und für den chinesischen und den arabischen Kinomarkt natürlich herausgeschnitten wurden, wirkt in Eternals konsequenter.

Zum anderen kann man die ganze Sache aber auch ideologiekritisch betrachten und feststellen, dass der homosexuelle Superheld eigentlich keine andere Eigenschaft besitzt, außer diese. Und das ist äußerst unerfreulich, weil die Sexualität eines Charakters eigentlich keine Eigenschaft, sondern eine Selbstverständlichkeit sein sollte. Und wenn sie in einem Film schon gezeigt wird, sollte man mehr damit anfangen als in Eternals. Hier wirkt es eher so, als wollte man unbedingt einen homosexuellen Charakter, ohne zu bedenken, dass man mit diesem auch viel mehr und interessanteres anfangen könnte, als es Eternals tut.

Anzeige


Fazit & Bewertung

Es ist schwer, ein Fazit für diesen Film zu finden. Wem sollte man ihn empfehlen und wem nicht? Inwiefern kann die Kameraarbeit einen ansonsten blassen und langweiligen Film retten? Oder inwieweit sollte man die erfreuliche Richtung, die der Film mit dem diversen Cast einschlägt, bewerten?

Ich habe mich letztendlich dafür entschieden, dass all das unwichtig ist. Der Film ist einfach nur schlecht. Das klingt jetzt vielleicht hart, aber bitte, schaut euch den Film nicht an! Er ist eine reine Zeitverschwendung. Und zu dem Schluss komme ich, nachdem ich mich durch 156 Minuten (!!!) langweilige Actionszenen, eine belanglose Geschichte und charakterlose Charaktere gequält habe. Und am Ende auf der Couch saß und mich gefragt habe, wie man es eigentlich wagen kann, einem Menschen solch einen Film überhaupt vorzusetzen.

Ich habe schon während des Sehens an vielen Stellen gemerkt, dass mich dieser Film langweilt, dass er mich mit belanglosen und überproportionierten Kämpfen für sich gewinnen will, dass aber nie schafft. Und am Ende war ich nicht nur gelangweilt, sondern auch wütend ob der gewaltigen Zeitverschwendung.

[usr 1,5 text=false size=50]

Eternals läuft auf Disney Plus.

© Copyright aller Bilder bei Disney.

Jetzt teilen


*Dieser Artikel kann Affiliate-Links zu unseren Partnern enthalten.

Lukas Egner

Ich bin der Gründer von filmfreitag und schaue leidenschaftlich gerne Filme und Serien aus jedem Genre. Ich bin 21 Jahre alt, studiere momentan Politik- und Medienwissenschaften und schreibe als freier Autor für verschiedene Film- und Videospielmagazine.

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
2 Kommentare
Inline Feedbacks
View all comments
Franz H
Franz H
15. Februar 2022 16:00

Es ist zwar nicht der beste Film aus dem MCU, aber auch nicht so schlecht. Natürlich hätte man wie bei den Avengers erstmal jeden Character einen eigenen Film gönnen können und erst in 2 oder 3 Jahren den den Eternals starten können, aber es sind nicht die Avengers.
Ich bleibe in der Hoffnung, dass sich in den nächsten Teilen noch viel entwickelt und klären wird.