Passend zu Halloween will ich mir in diesem Jahr zwei echte Slasherfilm-Klassiker anschauen: The Evil Dead und Evil Dead II (deutsch: Tanz der Teufel). Beide Filme werde ich in zwei Kurzkritiken sozusagen als Double-Feature besprechen. Viel Spaß!
Lesezeit: ca. 6 Minuten
Um was geht’s?
Eigentlich beginnt The Evil Dead wie jeder zweite Horrorfilm: Vier Teenager wollen ein Wochenende in einer abgeschiedenen Hütte mitten im Nirgendwo verbringen. Aber natürlich sind sie nicht alleine, weil ein böser Geist scheinbar die Gegend unsicher macht. Und dann verwandelt sich eines der Mädchen auch noch in einen grässlichen, zombie-artigen Dämonen.
Für jeden, der die Filme von Sam Raimi (Spiderman) nicht kennt, sei gesagt: Um diese Klassiker des Slasherhorrors durchstehen zu können, braucht man einen guten Magen und eine gewisse Ekeltoleranz. Wer das aber besitzt, den erwarten zwei Filme, die sich zu keiner Zeit ernst nehmen und unglaublich viel Spaß machen. Und gleichzeitig absoluter Trash mit sehr viel schwarzem Humor sind. Quasi die perfekten Filme für einen Filmabend mit Freunden.
The Evil Dead/ Tanz der Teufel (1981)
Der erste Film führt zunächst mal in die Welt von Evil Dead ein. Er beginnt eigentlich wie jeder zweite Horrorfilm und scheint erst mal nichts Besonderes zu sein. Aber als die vier Teenager Ash (Bruce Campell), Cheryl (Ellen Sandweiss), Scott (Richard DeMaasnincor) und Linda (Betsy Baker) auf ein mysteriöses Buch stoßen und alte Aufnahmen eines Wissenschaftlers finden, beginnt sich eine erschreckende Erkenntnis durchzusetzen: Sie sind nicht allein! Und alles um sie herum scheint verflucht zu sein.
Der Film hat mit nur 85 Minuten die perfekte Länge für einen kurzweiligen, spaßigen Horrorslasher und weiß genau, wie er diese Zeit nutzt. Keine einzige Szene des Films ist in irgendeiner Weise unnötig. Für das, für was der Zuschauer den Film schaut, nämlich die genialen Slashereinlagen, die gruseligen Dämonen und die aberwitzige Action, braucht es keine lange Einleitung oder eine großartige Geschichte. Der Film kommt direkt zum Punkt, ohne sich lange mit Charaktervorstellung- oder gar Entwicklung auseinanderzusetzen.
Und ohne eine Welt aufzubauen oder in eine Geschichte einzuführen. Wäre das bei fast jedem anderen Film wohl ein K.O.-Kriterium, macht diese Leichtigkeit des Drehbuchs, mit der der Film aufwartet, ihn erst zu etwas besonderem. Und wenn man solch ein Drehbuch hat, dann muss natürlich auch um jeden Preis vermieden werden, dass sich ebendieses an irgendeiner Stelle ernst nimmt. Nein, hier nimmt sich niemand und nichts ernst. Alle vier Charaktere, die hier als „Menschen“ auftreten, sind völlig Over-the-Top und handeln wie gestörte Hühner in einem zu klein geratenen Hühnerstall.
Ganz besonders unser Protagonist Ash wirkt fast schon comichaft albern. Im letzten Moment sieht er noch seine Freunde sterben oder beobachtet, wie seine Freundin sich in einen Dämonen verwandelt. Und im nächsten Moment ist er schon auf dem Weg zum Geräteschuppen, um mit einer Kettensäge alles in Schutt und Asche zu legen. Man könnte fast sagen, dass Ash selbst ein Dämon in Menschengestalt ist. Er ist bei Weitem nicht der klassische Horrorfilm-Protagonist, der sich ängstlich in die Ecke verkriecht, sondern jemand, dem es scheinbar egal ist, dass er sich im Minutentakt in Lebensgefahr begibt. Wie auch im zweiten Teil tritt hier die Kamera sozusagen als eigener Protagonist auf, um die Dämonen in ihren Bewegungen zu begleiten. Auch der schwarze Humor von Evil Dead wurde in keinem anderen Horrorfilm so gut eingefangen wie hier.
Die Effekte sind zwar albern und sehen nach heutigen Standards nicht mehr besonders gut aus, erfüllen aber ihren Zweck und lassen ein wahres Gore-Fest vor den Augen der Zuschauer vom Zaun. Wie ich vorhin schon geschrieben habe: Dieser Film ist nichts für schwache Nerven! Und mit all diesen positiven Punkten hat The Evil Dead sich schnell zu einem meiner Lieblings-Horrorfilme entwickelt. Nicht nur prägte er den Stil von Sam Raimi, dem Film gebührt als Low-Budget-Produktion mit mit so großem Einfluss auch einfach Respekt. Und er eignet sich perfekt für den Halloween-Filmabend, wenn man einfach einen kurzweiligen, spaßigen und sich an keiner Stelle ernst nehmenden Slasher gucken will.
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Evil Dead II/ Tanz der Teufel II (1987)
Ähnlich gelungen wie Teil eins ist auch der zweite Teil der Evil Dead-Reihe. Hier durfte sich Sam Raimi noch ein zweites Mal so richtig austoben. Und das merkt man auch am fast noch größeren Kultstatus dieses Teils. Hier haben so grandios-verstörende Bilder wie das der lachenden Inneneinrichtung der Hütte oder das der tanzenden Exfreundin, die als Skelett aus ihrem Grab aufsteigt, ihren Ursprung.
Aber beginnen tut der zweite Teil genauso unscheinbar wie der erste. Ash ist zurück in der Horrorhütte aus dem ersten Teil und hat gleich noch seine neue Freundin mitgebracht. Warum Ash sich dazu entscheidet, an einen solchen Ort zurückzukehren, sollte man wohl gar nicht erst in Frage stellen. Genauso wenig, warum er plötzlich wieder unter den Lebenden weilt, wo er doch im letzten Teil am Ende von Dämonen gefressen wurde. Wir können also festhalten: Die „Geschichte“ von Evil Dead II ist mindestens so abstrus und unlogisch wie die des ersten Teils.
Die Effekte sind besser geworden und die Dämonen noch gruseliger. Auch wird in diesem Film der Charakter von Ash etwas tiefer beleuchtet. Wir bekommen Einblicke in eine gestörte Psyche, die sich selbst nicht zu helfen weiß. Genau deshalb bekommt Ash auch Unterstützung von ein paar neuen Leuten, die aber natürlich genauso vergessenswert sind wie seine Freunde aus dem ersten Teil. Was aber mal wieder gut gelungen ist, ist das Pacing des Films. Er ist keinen Moment zu kurz oder zu lang, sondern fühlt sich in seiner Kurzweiligkeit genauso perfekt an wie der Erste.
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Was diesen Film aber noch einen Ticken besser macht als Sam Raimis ersten Schocker, sind seine teils unglaublich kreativen Ideen, mit dem Genre der Slasherfilme umzugehen. Ich erwähne nur den Kampf mit der Hand, und die meisten Fans von Evil Dead II werden wohl wissen, was damit gemeint ist. Hier werden einfach alle möglichen Ideen, die Raimi vermutlich bei einem Joint zu viel hatte, verarbeitet. Und dadurch macht der Film noch mehr Spaß als der Erste. Auch das Ende ist spannend, weil es sozusagen das Potenzial für ein ganzes Universum schafft, indem es Zeitreisen und Paralleluniversen einführt. Wie das dann in Army of Darkness weitergeführt wird, schaue ich mir vielleicht in einer zukünftigen Kritik mal an.
Aber für Evil Dead II lässt sich nur festhalten, dass hier alle Stärken des ersten Teils genommen und durch richtig kreative Ideen nochmal erweitert wurden. Ein perfekter zweiter Teil, so wie es sich von The Terminator zu Terminator 2 verhält. Und natürlich wird auch beim zweiten Teil wieder nichts und niemand ernst genommen. So habe ich Evil Dead II auf Letterboxd etwa als Mischung aus Resident Evil und Rambo beschrieben, was wohl ganz zutreffend ist.
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Fazit
Tja, was soll man zu solch fantastischen Filmen noch sagen. Schaut sie euch an, wenn ihr sie noch nicht kennt. Sowas muss man erlebt haben, um die Faszination dahinter zu begreifen. Aber eine Warnung vorne weg: Wer nicht auf Slasher oder den Trashfaktor von Evil Dead steht, der wird mit diesen beiden Filmen vermutlich eine herbe Enttäuschung erleben. Sie sind spezielle Filme für ein spezielles Publikum. Und sie spielen mit der Erwartungshaltung der Zuschauer.
Nicht jedem werden diese beiden Filme gefallen, aber für mich ist besonders der zweite Teil ein Meisterwerk der Absurdität. Woher die Faszination letztendlich kommt, ist wohl schwer zu sagen. Vielleicht ist es die voyeuristische Lust, dabei zuzusehen, wie Ash vor immer aussichtslosere Horrorszenarien gestellt wird. Vielleicht ist es die makabre Faszination an einem Dämonenfest der Extraklasse. Oder vielleicht ist es einfach nur der unglaubliche Spaß, den Evil Dead macht.
Was ist The Evil Dead und Evil Dead II für euch? Schreibt es mir gerne mal in die Kommentare! Ähnlich blutig geht es übrigens auch in der Hype-Serie Squid Game zu, zu der ihr hier meine Kritik findet. Und vor Kurzem habe ich auch ein Ranking zu allen Bond-Filmen mit Daniel Craig geschrieben.
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