Army of the Dead Kritik: Unterdurchschnittliche Zombiekost

Army of the Dead, der neue Film des Justice-League-Machers Zack Snyder will ein emotionales Zombiespektakel sein, scheitert aber sowohl an der Emotion als auch am Zombiespektakel.

Lesezeit: ca. 6 Minuten

Um was geht’s?

Zack Snyder hat gerade wohl einen Lauf: Nachdem man aus tragischen Gründen nach Justice League lange nichts mehr von ihm gehört hat, ist er dieses Jahr gleich mit zwei fulminanten Blockbustern zurückgekehrt: Der „Snyder-Cut“ von Justice League ist seine von Fans lange geforderte Version der DC-Superheldentruppe. Damit kam er auf HBO Max zwar nur so mittelmäßig an, am „Big-Budget“-Charakter des Films ändert das aber nichts. Und nun versucht er sich erneut mit einem Blockbuster. Army of the Dead geht fast zweieinhalb Stunden und ist seit 22. Mai bei Netflix verfügbar.


Filmkritik zu Army of the Dead

Das Trailer-Material für Army of the Dead macht echt Laune, man erwartet einen Mix aus Shaun of the Dead und Zombieland. Obwohl der Cast jetzt nicht der Oberknüller ist (Dave Bautista kann exakt eine Rolle spielen, und das ist die von Drax in Guardians of the Galaxy), war ich durchaus gespannt auf diesen Film aus dem Hause Netflix.

Meine Erwartungen waren natürlich gesetzt: Man verspricht sich kein filmisches Meisterwerk, kein emotionales Drama, sondern einen spaßigen Zombie-Action-Film, den man an einem Filmabend perfekt mit Freunden schauen kann. Durch den Trailer dachte ich auch, das würde genau so ein Film, mit der speziellen Würze. Dass es vielleicht parodistische Elemente geben könnte, ähnlich wie in Zombieland.

Ich mein, die Zutaten waren da: Eine Gruppe unterschiedlicher Figuren, eine Zombieapokalypse und so eine typische, leicht verspielte Stimmung. Aber es sollte anders kommen. Und ich meine damit nicht, dass etwa meine Erwartungen erfüllt oder gar übertroffen wurden. Nein, das Gegenteil ist der Fall.

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Das tatsächliche „Spektakel“

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Ballern, was das Zeug hält: Army of the Dead von Zack Snyder.

Ich sage ja eigentlich immer, dass man, egal in welchem Medium man sich bewegt, seine Erwartungshaltung zurückschrauben sollte. Das Videospiel Cyberpunk 2077 beispielsweise setzte die Messlatte viel zu hoch und war letztendlich eine herbe Enttäuschung. Genau das gleiche gilt auch für Filme. Und dennoch habe ich mich vom Marketingmaterial zu Army of the Dead täuschen lassen.

Der Film ist weder eine Zombiekomödie wie Zombieland noch eine Parodie auf das Genre wie Shaun of the Dead. Er ist auch kein Action-Kracher wie World War Z. Und schon gar kein Mix aus allem. Der Snyder-Film verspricht im Promomaterial aber, meiner Meinung nach, genau das.

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Fehlgeleitete Dramatik

Was er stattdessen versucht zu sein ist eine dramatische Geschichte über eine Vater-Tochter-Beziehung, aufbereitet als Zombie-Heist-Film mit zahlreichen weiteren dramatischen Charakterbeziehungen. Wer jetzt glaubt, ich scherze, der sollte sich mal anschauen, was der Film uns vermittelt oder zumindest zu vermitteln versucht:

Da wäre zum einen der von Dave Bautista gespielte Anführer der Truppe, der einen weit zurückliegenden Konflikt mit seiner Tochter verarbeiten will. Dann wäre da sein Love-Interest, die natürlich in eben dieser Vater-Tochter-Beziehung durch ihre Funktion als drittes Rad am Wagen die Dreiecksbeziehung des Vaters vollendet.

Warum habe ich für diese Überschrift das Wort Spektakel in Anführungszeichen gesetzt? Weil Army of the Dead zwar ein Spektakel ist, aber eher eines der Art „Achterbahn, die viel zu lang fährt und nach der ich kotzen muss“.

Und oben drauf kommt noch ein Abzieh-Arschloch aus der Klischeekiste, der aber als Spiegel für Gesellschaftskritik verwendet werden soll. Das klingt viel zu abwegig für einen solchen Film, und das ist es auch. Man hätte diese ganzen Konflikte in einem GUTEN Film vielleicht interessant und emotional aufarbeiten können, aber leider ist Army of the Dead kein guter Film.

Ich will hier nicht in ewige Vergleicherei abdriften, aber ähnliche Konflikte, ähnliche Beziehungen und ähnliche dramatische Ansatzpunkte gibt es auch in Zombieland. Nur werden sie da, obwohl der Film eine Komödie ist, gut und vor allem authentisch inszeniert.

Also lässt sich zu diesem ganzen Drama-Teil des Films zusammenfassend nur noch sagen: Er ist in Army of the Dead vollkommen Fehl am Platz. Dank der Inszenierung und den nicht gerade fokussierten Stil des Films ist es auch gar nicht möglich, hier eine koherente und authentische, dramatische Geschichte zu erzählen.

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Weck den Zombie nicht

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Zugegebenermaßen ganz süß: Die Zombiekönigin.

Was zur fehlgeleiteten Dramatik leider noch erschwerend hinzukommt und gleichzeitig eine logische Konsequenz daraus ist: Der Film ist an vielen Stellen schlichtweg sehr langweilig. Aber woran liegt das?

Eine einfache Erklärung ist wohl, dass Army of the Dead an viel zu vielen Stellen wie der hundertste Kinoblockbuster geschnitten und inszeniert ist. Nichts am Film fühlt sich dynamisch an. Alles hat man schon tausendmal gesehen. Das heißt jetzt zwar nicht, dass der Schnitt schlecht ist, aber nach den Trailern und dem Anfang, der wirklich Lust auf mehr macht, erwartet man einfach mehr.

Kleine Anmerkung: Wie in diesem Video zu sehen ist, und wie ich auch persönlich finde, ist die Anfangsmontage, wenn die ersten Credits abgespielt werden, wirklich wunderschön. Da stimmt einfach alles: Musik, Schnitt, Humor und Inszenierung. Und genau das ist ja auch der Punkt, den ich die ganze Zeit machen will: Durch diesen Anfang wird in mir die Lust nach mehr geweckt. Aber der Film kann diese Lust nicht befriedigen. Und das ist so schade, denn als Kurzfilm oder Musikvideo würde der Anfang perfekt funktionieren!

Ok, aber woran liegts noch, dass ich mich beim Anschauen von Army of the Dead manchmal selber wie ein Zombie fühle? Wenn man mal tiefer blickt, was der Film ja selten macht, dann erkennt man schnell: Da ist nicht viel. Die Charaktere existieren so vor sich hin. Sie sind weder interessant geschrieben noch holen sie den Zuschauer emotional ab.

Jetzt mag der ein oder andere sagen: „Aber Lukas, ich will doch bei einem Zombie-Action-Kracher keine großartige Erzählung oder tiefgehende Charakterstudien“. Dem entgegne ich: Nö, ich ja auch nicht.

Aber der Netflix-Streifen schafft es nicht mal, dass man bei einem Charaktertod auch nur mit einer Wimper zuckt. Die Tode sind egaler als egal, weil die Charaktere, die sie betreffen, den Zuschauer niemals emotional abholen.

Und Zack Snyder versucht ja eigentlich, Army of the Dead als den etwas anderen Zombiefilm zu inszenieren. Er versucht ja, den Charakteren Tiefe zu verleihen und dem Zuschauer damit emotionale Ankerpunkte zu geben. Aber wenn man schon bei Ersterem scheitert, kann Zweiteres nichts werden.

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Mama, ich will auch mit den coolen Kids spielen!

Es gibt in diesem Meisterwerk der Langweiligkeit einen Tiger. Einen ZOMBIETIGER! Habt ihr das gelesen? Einen ZOMBIETIGER! Ist das nicht cool? Nein, Zack, ist es nicht. Die olle Zombiekatze ist nicht halb so cool wie der Riesen-Zombietiger aus The Walking Dead.

Und überhaupt: Wenn wir schon dabei sind, irgendwelche komischen Entscheidungen des Films zu kritisieren, bei denen man irgendwie weiß, dass die Macher etwas cooles einbauen wollten, damit Army of the Dead vielleicht zu einem ähnlichen Kultstatus wie Zombieland verholfen wird. Davon gibt es im Film so einiges:

Da wäre das „Zombie-Liebespaar“. Ja richtig gehört. Der Oberbösewicht des Films und gleichzeitig Zombieanführer ist nämlich verknallt. In eine Zombiebraut, die zugegebenermaßen echt ganz cool aussieht. Und scheinbar ist ebendiese Dame schwanger mit seinem Kind. Und noch scheinbarer haben diese beiden Süßen ein paar erotische Szenen.


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Ein weiteres Beispiel: Mathias Schweighöfer. Charaktereigenschaft: IT-Nerd und sozial nicht kompatibel. Und deutsch. Mehr gibt’s da nicht. Ein paar One-Liner, ein paar immer gleiche Witze, sonst nix. Ich versteh nicht, warum der Herr Schweighöfer jetzt angeblich international gefeiert wird wegen dieses Films. Für mich war das leider gar nichts. Und das liegt ja nicht mal an seinen schauspielerischen Fähigkeiten (wobei diese sicher auch eine Rolle spielen), sondern am Drehbuch, dass ihn so blöd schreibt.

Also, um das Kapitel abzuschließen: Man erkennt, dass Army of the Dead Ambitionen hatte, ähnlich cool und lustig wie Zombieland zu sein. Leider sind die Macher damit fast komplett gescheitert. Der Film ist gespickt mit Klischee-Charakteren, den immergleichen Witzen und Dingen, die cool wirken sollen, es aber nicht sind.

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Fazit & Bewertung

Was lässt sich also zu diesem Film abschließend sagen? Meine bisherige Kritik klingt ja eigentlich sehr vernichtend, aber der Kern des Films lässt Gutes erkennen. Nur leider hapert es ganz massiv an der Umsetzung. Army of the Dead hatte große Ambitionen, hatte auch viele Möglichkeiten mit einem solch großen Budget.

Aber letztendlich lässt der neue Snyder-Streifen (was für eine gelungene Alliteration :D) so viel Potential liegen. Und am Ende kommt dann eben ein Film raus, der einen soliden Schnitt und solide Effekte hat. An allem anderen mangelt es aber!

Die Schauspieler sind maximal Mittelmaß, viele der Darsteller eher nervig oder unsympathisch, allen voran der Protagonist, gespielt von Dave Bautista. Die vermeintlich coolen Elemente wirken deplatziert und das Drehbuch schreibt oberflächliche Figuren ohne jede Tiefe. All das wäre noch verzeihbar, vor allem bei einem Film, der den Erwartungen nach als Zombie-Action-Komödie daherkommt.

Was nicht verzeihbar ist, ist die verdammte Durchschnittlichkeit von Army of the Dead! Nichts sticht hervor, nichts wirkt frisch oder neu. Alles ist langweilig. Ich will solche Filme nicht mehr sehen. Hollywood soll sich mal was Neues einfallen lassen. Vor allem wenn man Erwartungen a la Zombieland schürt.

Verliebte Zombies, vergessenswerte Charaktere und EINE gute Szene am Anfang. Das ist eigentlich alles, was der Film zu bieten hat. Ich hab etwas anderes erwartet, ich habe mehr erwartet. Aber bekommen habe ich einen unterdurchschnittlichen Zombie-Action-Film, der denkt, er wäre mehr, es aber leider nicht ist.

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Army of the Dead läuft auf Netflix.

© Copyright aller Bilder bei Netflix

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Lukas Egner

Ich bin der Gründer von filmfreitag und schaue leidenschaftlich gerne Filme und Serien aus jedem Genre. Ich bin 21 Jahre alt, studiere momentan Politik- und Medienwissenschaften und schreibe als freier Autor für verschiedene Film- und Videospielmagazine.

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