Nach Game of Thrones: Deshalb kann House of the Dragon trotzdem genial werden

Vor drei Jahren ging Game of Thrones mit seiner finalen Staffel unrühmlich zu Ende. Doch schon in weniger als 100 Tagen startet mit House of the Dragon die Serie zur Vorgeschichte. Und die kann trotz der miesen achten Staffel echt gut werden! Meine Kolumne zum Thema.

Lesezeit: ca. 4 Minuten

Niemand mag Game of Thrones?

Eine – zugegebenermaßen – etwas salopp formulierte Frage: Mag wirklich niemand mehr Game of Thrones? Nach der finalen achten Staffel ruinierten fragwürdige Drehbuchentscheidungen, Charaktere, die kaputt geschrieben wurden und allgemein eine Geschichte, die unbefriedigend endete, das Seherlebnis für viele Fans der Fantasy-Serie. Und das völlig zu Recht. In meinem Ranking der schlechtesten Folgen von Game of Thrones finden sich nicht ohne Grund zu 80% Folgen der achten Staffel.

Aber, und hier kommt das große Aber: Man muss hier differenzieren. Die Serie, wie wir sie über Jahre Lieben gelernt haben, wurde für viele ruiniert. Das stimmt. Das sehe auch ich so. Aber die Welt, die diese Serie und natürlich letztendlich auch die Bücher, auf denen all das basiert, aufgebaut hat, die bleibt faszinierend, mysteriös und spannend. Die Serie wurde nach Staffel fünf ohne Vorlage von David Benioff und D.B. Weis weitergeschrieben und -inszeniert. Die Bücher sind noch nicht zu Ende, die Serie musste also ein Ende erfinden.

Ok, ok. Das mag jetzt vielleicht nicht so ganz stimmen. Schließlich wussten die Autoren darüber Bescheid, wie George R.R. Martin seine Geschichte beenden will. Er hat es ihnen schon lange vor der achten Staffel erzählt. Die Autoren wussten aber eben nur sehr grob, wo welcher Charakter am Ende der Fantasy-Geschichte steht. Im Detail mussten die Autoren ihrer Kreativität freien Lauf lassen und die grob bekannten Enden irgendwie sinnvoll zusammen und zu einem Abschluss bringen. Und daran sind sie grandios gescheitert.

Aber jetzt das Positive an der ganzen Sache: Die Welt, wie sie in den Büchern von Martin, dem Lied von Eis und Feuer, aufgebaut, etabliert und mit Leben gefüllt wurde, diese Welt existiert noch und ist eben nicht ruiniert worden durch fragwürdige Drehbuchentscheidungen! Und diese Welt, die Welt von Westeros und Essos, von Haus Lennister und Targaryen, kann mit neuen Geschichten gefüllt werden, die nichts mit der misslungenen finalen Staffel von Game of Thrones zu tun haben.

House of the Dragon wird die Vorgeschichte zu Game of Thrones erzählen. Es wird um den Tanz der Drachen gehen, einem blutigen Bürgerkrieg während der Herrschaft des großen Hauses Targaryen. Die groben Verläufe dieses Bürgerkriegs hat George R.R. Martin in den Hauptwerken von „Das Lied von Eis und Feuer“ schon immer mal wieder erwähnt. Aber eine vollständig auserzählte Geschichte gibt es nicht. Die Chance, hier eine packende Fantasy-Geschichte mit den altbekannten Stärken von Martins Welten zu erzählen, ist also da! Sie muss nur ergriffen werden. Und damit kommen wir zum zweiten wichtigen Punkt:


Autoren braucht das Land!

David Benioff und D.B. Weis

Ein zweiter Punkt, den ich hier mal anbringen will und den viele immer wieder vergessen: Die neue HBO-Serie House of the Dragon stammt nicht aus der Feder von David Benioff oder D.B. Weis. Sie ist also von einem, zumindest zum großen Teil ausgewechselten und frisch besetzten Autorenteam geschrieben. Haben die Autoren von Game of Thrones noch Zeitdruck ob anderer Projekte vorgeschoben, um die Hitserie möglichst schnell zu Ende zu bringen, werden wir mit House of the Dragon eine komplett neugeschriebene Serie erleben.

Und das stimmt – zumindest mich – erstmal positiv. Auch die Tatsache, dass die neue Fantasyserie nicht auf irgendwelchen Büchern basiert, ist interessant. Dadurch ergibt sich die Chance, dass sich das Autorenteam komplett frei entfalten kann in der Art und Weise, wie sie ihre Geschichte erzählen wollen und auch, was überhaupt in House of the Dragon behandelt werden soll. Klar, wir haben eine Vorgabe von George R.R. Martin.

Der hat in der Hauptbuchreihe und auch in Begleitwerken immer mal wieder den Tanz der Drachen und die Zeitspanne, in der dieser Bürgerkrieg spielt, erwähnt. Wir und auch die Autoren der neuen Serie wissen also, um was es in groben Zügen gehen wird. Aber, und das ist wichtig: Wir wissen nur sehr wenige Details. Diese Details können von House of the Dragon ausgefüllt und erweitert werden.

Und der erste Trailer hat da tatsächlich sehr viel Lust auf mehr gemacht: Wir sehen verschiedene Schauplätze, die Charaktere aus dem Haus Taergaryen und all die Intrigen, die wir dann vermutlich ab 27. August erleben können. Und mich hat der Trailer dabei ziemlich positiv an Game of Thrones erinnert. Die Farbkorrektur ist eher düster und bedrückt gehalten, die Schauplätze wirken episch, aber gleichzeitig realistisch. Und die Charaktere wirken auf mich so, als hätten sie das Potenzial, eine Serie zu tragen.


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Also im Prinzip das genaue Gegenteil vom „Herr der Ringe“-Trailer. Die High-Fantasy, das Color-Grading und die Stimmung allgemein haben mich bei dem Trailer zu der Mega-Amazon-Serie nicht wirklich abgeholt. Da bietet House of the Dragon, zumindest für alteingesessene Game of Thrones-Fans deutlich mehr. Und wie anfangs schon gesagt: Klar kann und muss man die neue HBO-Serie auch mit Game of Thrones vergleichen. Allerdings sollte man eben auch anerkennen, dass in der Serie ein fast komplett neues und frisches Autorenteam ran darf.

Außerdem muss sich die Geschichte nicht an eine Buchvorlage halten, sondern hat alle Freiheiten. Das kann ein Nachteil sein, schließlich ist Game of Thrones ja auch maßgeblich deshalb so erfolgreich und gut gewesen, weil die Serie eben auf einer grandiosen Romanreihe und einer faszinierenden Welt basiert. Allerdings bietet eine etwas abgekoppeltere Geschichte eben auch die Möglichkeit, neue Dinge in die Welt zu bringen und einzelne Dialoge, Story-Stücke und ähnliches auch mal kurzfristig noch zu ändern oder umzuschreiben und dadurch auch neue Impulse in die schon etablierte Welt von Eis und Feuer einzubringen.

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Fazit: Also sollte man House of the Dragon blind hypen?

House of the Dragon Setfoto

Auch wieder eine plumpe Frage, oder? Tja, ist halt so. Kann man aber auch nicht so einfach beantworten. Eigentlich gilt bei mir ja immer erst mal: Abwarten und Tee trinken. House of the Dragon klingt nach allem, was wir bis jetzt von der Serie wissen und gesehen haben sehr gut. Es könnte das „neue“ Game of Thrones werden. Aber es könnte eben auch ganz anders kommen. Man sollte der Serie mit einer gesunden Skepsis gegenübertreten und erst entscheiden, wie gut oder schlecht sie ist, wenn man mal mehr als nur zwei Minuten Trailermaterial zu Gesicht bekommen hat.

Bis dahin freue aber zumindest ich mich sehr auf neue Folgen aus der Welt von Eis und Feuer. Demnächst will ich hier auf dem Blog auch genauer auf die Geschichte rund um den blutigen Bürgerkrieg der Targaryens und den Tanz der Drachen eingehen. Denn die ganze Story klingt so, als könnte man damit ein perfektes Fantasy-Drama erzählen. Potenzial für vielschichtige Charaktere, interessante Dialoge, aber auch riesige Schlachten und monströse Drachen ist da. Diese Chance muss ergriffen werden.

Da stimmt es mich eigentlich nur zuversichtlich, dass HBO es sich zutraut, fast zur selben Zeit wie die neue Mega-Serie von Amazon, „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“ zu starten. Beides sind Fantasyserien. Beide haben hohe Ambitionen und eine reichhaltige Welt zu bieten. Beide Serien haben Millionen von Fans weltweit. Trotzdem werden sie zeitgleich starten. Für mich kann das nur heißen: HBO traut sich zu, eine echte Konkurrenz zu „Herr der Ringe“ bieten zu können. Die Serie kann also eigentlich nicht so schlecht sein.

Gespannt bin ich jedenfalls, mal abwarten, was uns ab 21. August erwartet. Bis dahin sind es noch ein paar Tage, deshalb habe ich hier einen ganzen Themenbereich zu House of the Dragon gestaltet, an dem ihr viele Infos zur Serie, aber auch zu Game of Thrones mit Rankings findet.

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Lukas Egner

Ich bin der Gründer von filmfreitag und schaue leidenschaftlich gerne Filme und Serien aus jedem Genre. Ich bin 21 Jahre alt, studiere momentan Politik- und Medienwissenschaften und schreibe als freier Autor für verschiedene Film- und Videospielmagazine.

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Anonym
Anonym
28. Mai 2022 8:23

Da hat wohl jemand nicht gründlich recherchiert…. House of the Dragon basiert auf einer Buchvorlage, die auch bereits erschienen ist: Feuer und Blut beschäftigt sich mit dem Tanz der Drachen auf über 900 Seiten. Zwar fokussiert sich die Serie nur auf einen gewissen Part, aber trotzdem: so vorlagenfrei, wie im Artikel behauptet ist das ganze definitiv nicht. Und meiner Meinung nach, ist das gut.