Von Müll bis Meisterwerk: Welcher Indiana Jones Film ist eigentlich der Beste?

Vom Jäger des verlorenen Schatzes bis zum Rad des Schicksals: Welcher Indiana Jones Film ist eigentlich der Beste? In meinem Ranking erfahrt ihr es!

Lesezeit: ca. 9 Minuten

Platz 4: Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels

Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels Bild

Wenig verwunderlich landet der gemeinhin als der schlechteste Indy-Film geltende Teil von 2008 auch auf meiner Liste auf dem letzten Platz. Allerdings finde ich den Film gar nicht so mies, wie ihn viele immer machen. Er ist hier nur auf Platz 4 gelandet, weil er eben im Vergleich zu den anderen drei Teilen am schwächsten ist. Das heißt aber keineswegs, dass Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels ein durchweg katastrophaler Film ist.

Vielmehr bin ich eigentlich sogar ein großer Verteidiger und Fan des Films! Eigentlich hat er alles, was einen guten Indy-Streifen ausmacht: Es gibt wunderbar unterhaltsame Action-Szenen, eine Abenteuer-Atmosphäre und liebenswerte Charaktere (naja, bis auf den von Shia LaBeouf gespielten Mutt). Schon der Beginn von Königreich des Kristallschädels erinnert an die klassischen Opening-Szenen der alten Filme. 

Man wird als Zuschauer direkt in die Action geworfen und wir haben eine interessante Ausgangslage, diesmal nicht gegen Nazis, sondern böse Kommunisten aus Russland. Indiana Jones 4 fängt die Ästhetik der alten Filme fast schon gruselig perfekt ein, hat die Farbgebung und die dreckige Kulisse der alten Teile. Von vielen wird dieser Film ja für seine angeblich unglücklichen Vermischung von dieser auf alt gemachten Ästhetik und den modernen Computereffekten kritisiert, aber ganz ehrlich:

Ich finde, das gibt dem Streifen sogar einen zusätzlichen, unverwechselbaren Charakter. Und von der Story müssen wir gar nicht erst anfangen. Die ist Indy-typisch natürlich kaum ernst zu nehmen und dreht sich rund um einen mysteriösen Kristallschädel, die sagenumwobene Stadt El Dorado und irgendwelche Aliens aus einer anderen Dimension. Zu diesem wilden Mix werden noch völlig überdrehte Bösewichte und Action-Setpieces, die kaum weiter weg von der Realität sein könnten, hinzugefügt.

Aber all das macht doch Indiana Jones eben aus. All das hat die alten Filme ausgemacht und macht jetzt auch diesen neuen Film aus. Indy war immer schon ein “Kopf ausschalten”-Sommerblockbuster. Und diese Tradition setzt er in Königreich des Kristallschädel fort. Warum dann der letzte Platz in diesem Ranking. Die kurze Antwort: Weil die anderen drei Filme eben noch besser sind.

Die lange Antwort: Weil der vierte Teil der Indiana Jones Saga eben doch die ein oder andere Schwäche hat, die sich mit etwas Distanz herauskristallisiert. Zum einen wären da die Charakterdynamiken zwischen Indy (Harrision Ford), seinem Sohn Mutt (Shia LaBeouf), seiner neuen (alten) Freundin Marion (Karen Allen) und seinem langjährigen Freund George McHale (Ray Winstone). Die Beziehung zu seinem Sohn nimmt der Film bis zum Ende nicht ernst genug und entwickelt sie kaum weiter. 

Seine ehemalige geliebte Marion kommt auch viel zu kurz und wird eigentlich nur als Stichwortgeberin eingesetzt. Und sein alter Freund George wird zum Doppel- und Triple-Agenten, ohne überhaupt eine ausreichende Motivation zu haben, Indy überhaupt zu betrügen. Am Ende finde ich, dass die Charaktere zwar alle ganz liebenswürdig geschrieben sind, aber echte Tiefe und Entwicklung vermissen lassen. Noch dazu ist die „Hauptbösewichtin“ Irina Spalko so überdreht, dass sie fast schon lächerlich wirkt. Da kennt man von Cate Blanchett, die sie verkörpert, eigentlich besseres. Zuletzt etwa das Oscar-nominierte Drama Tar, das ich hier besprochen habe.

Eine weitere Schwäche ist das Ende: Aliens aus einer anderen Dimension sind ja noch schön und gut. Aber warum haben Indy und seine Begleiter dieses ganze Abenteuer auf sich genommen? Am Ende ist dabei nichts herausgekommen, nicht mal für die Bösewichte aus Russland. Die Aliens verlassen die Erde und hinterlassen einen riesigen Krater. Das wars. Über die gesamte Lauflänge des Films weiß man nie genau, wofür alles, was geschieht, auch wirklich geschieht. Klar, El Dorado scheint eine Motivation zu sein. Aber Indy ist sicherlich nicht dem vielen Gold hinterher! Also was dann? Der Film findet darauf keine Antwort.

Trotzdem: Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels funktioniert als Popcorn-Kino, wie jeder andere Indy-Film auch, einfach nur perfekt! Wer für zwei Stunden mal das Hirn abkapselt, wird hier seinen Spaß haben. So schlecht, wie ihn viele machen, ist dieser Film nämlich gar nicht!

Platz 3: Indiana Jones und der Tempel des Todes

Tempel des Todes Indiana Jones 1984

Ich weiß noch genau, wie ich damals mit offenem Mund und zugehaltenen Augen vor dem Fernseher saß, als ich das erste Mal Indiana Jones und der Tempel des Todes gesehen habe: Damals war ich vielleicht 10, 11? Jedenfalls haben mich die gruseligen Masken und das Rumgeschreie der Sektenanhänger ziemlich verstört und selbst heute läuft mir bei manchen Szenen aus diesem Film noch eine Gänsehaut über den Rücken.

Jedenfalls sagt das schon mal eins über den Tempel des Todes: Er ist wohl mit Abstand der gruseligste und blutigste Film der Reihe. Denn was Steven Spielberg uns hier präsentiert, ist von vorne bis hinten eine Achterbahnfahrt aus Affen-Schädeln, Sekten-Ritualen und aufgespießten Menschenkörpern. Also nichts für schwache Nerven. Und das, obwohl der Film eigentlich ganz harmlos anfängt, nämlich mit einer Musik-Einlage, die heutzutage als Klassiker gilt. 

Genauso ein Klassiker wie beispielsweise die Verfolgungsjagd im Minenschacht, die zwar vollkommen Over-The-Top und unrealistisch inszeniert wird, aber stellvertretend für den Film steht: Denn hier überleben Indy und seine Begleiter, allen voran der mittlerweile mit einem Oscar für Everything Everywhere All At Once (meine Kritik hier) ausgezeichnete Shorty (Ke Huy Quan), so ziemlich jede Unmöglichkeit. Aber das ist nicht weiter schlimm, weil ich genau diese Action von Indiana Jones erwarte, wie ich ja oben schon geschrieben hatte.

Da ist es dann auch OK, wenn unsere Helden einen Flugzeugabsturz mit einem Schlauchboot überleben und mit genau dem dann noch mehrere riesige Wasserfälle hinabstürzen. Physik? Kennt dieser Film nicht. Was mich ebenfalls begeistert hat: Die Nutzung eines riesigen Sets, um diesen Film zu inszenieren. Denn eigentlich spielt Indiana Jones und der Tempel des Todes fast nur in einer Location. Die wird aber so kreativ und auf unterschiedlichste Art und Weise genutzt, dass das kaum auffällt. Hier versprüht der Film eine wunderbare 80er-Nostalgie.


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Allerdings kämpft der Film auch mit dem ein oder anderen Problem: Allen voran die Charakterentwicklung von Indiana Jones hat mir nicht gefallen, weil sie eigentlich kaum vorhanden ist. Weder lernen wir den Helden näher kennen noch entwickelt sich seine Figur in nennenswerter Hinsicht bis zum Ende des Films weiter. Dieses Problem hatte auch schon der erste Film, da konnte man es aber noch eher verschmerzen. Von einem Nachfolger erwartet man einfach mehr. Indy ist weiterhin eine eindimensionale Heldenfigur, deren Charakter erst mit dem dritten Film der Reihe interessant wird.

Auch das Pacing hätte an manchen Stellen – und das sage ich wirklich selten – langsamer sein können. Denn “Tempel des Todes” raßt nur so vor sich hin, ohne sich Zeit für seine Figuren zu nehmen. Einerseits ist das typisch fürs Popcorn-Kino, andererseits hätte mit etwas mehr Zeit zwischen den einzelnen Action-Setpieces vielleicht auch mal Raum für Indys Charakterentwicklung oder die Auerzählung echter Beziehungen bestanden.

Festzuhalten bleibt aber, dass Indiana Jones 2 neben beeindruckenden Sets und krasser Action vor allem auch einen hervorragenden Soundtrack zu bieten hat, der im Kopf bleibt. Sicherlich kein schlechter Film, auch wenn er nochmal deutlich mehr Potenzial gehabt hätte.

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Platz 2: Jäger des verlorenen Schatzes

Indiana Jones 1 Jäger des verlorenen Schatzes

Auch der Film, der das ganze Franchise ins Rollen gebracht hat, darf hier natürlich nicht fehlen. Zusammen mit George Lucas und Star Wars hat Steven Spielberg mit dem allerersten Indiana Jones das Kino für immer verändert. Denn beide waren echte Kassenschlager und beide haben eine neue Ära des Blockbuster-Kino geprägt, die es zuvor einfach nicht gab. Aber bei all der Nostalgie sollte man auch mal einen etwas differenzierten und distanzierten Blick auf Jäger des verlorenen Schatzes werfen, denn ganz ohne Fehler kommt der Streifen sicherlich nicht aus.

Das fängt damit an, dass dieser Film, meiner Meinung nach, die wenigste Abwechslung im Szenenbild von allen Indy-Filmen hat. Eigentlich spielt der Film den Großteil der Zeit nur in der Wüste von Ägypten. Und anders als im gerade besprochenen Film Tempel des Todes, weiß der erste Film der Reihe nicht so recht, wie man da Abwechslung reinbringen könnte. Beim ersten Mal Schauen fällt das vielleicht noch nicht so stark auf, aber spätestens beim zweiten Mal treten erste Abnutzungserscheinungen auf. 

Ganz anders sieht es da mit den Figuren aus, die hier wunderbar etabliert werden. Indy als cooler Schatzsucher, der aber auch bürgerlich-spießig eine Professur innehat. Sein Love Interest Marion, die als taffe Abenteurerin inszeniert wird. Und dann natürlich die Nazis, die die Bundeslade stehlen wollen. Eine perfekte Kombination aus Protagonisten und Antagonisten mit einem Drehbuch, das vielleicht einfach gestrickt, aber dafür umso effektiver in Szene gesetzt ist!

Jetzt müssen wir aber noch zum zweiten Problem kommen, dass mein Lob ein wenig einschränkt: Das Ende macht, auf einer rein erzählerischen Ebene durchaus Sinn. Die Nazis, so zerfressen von der Gier nach der Bundeslade werden von genau dieser letztendlich – ganz wortwörtlich – zerfressen. Aber was machen unsere Helden? Die stehen nur rum und schauen dem Geschehen zu. Warum hat der Film hier nicht eine andere Möglichkeit gefunden, damit Indy am Ende nochmal aktiv werden muss? So fühlt sich das ganze etwas ernüchternd und unverdient an. 

Trotz allem muss ich wohl niemandem erklären, dass das erste Abenteuer mit Harrison Ford ein Klassiker ist. Hier werden die wichtigsten Charakterzüge von Indy etabliert, auch wenn der sich im Film selbst und auch in späteren Einträgen des Franchises nur marginal weiterentwickelt. Hier wird der Grundstein der erfolgreichen Erzählstruktur, der jeder Indiana Jones Film seither folgt, aufgebaut. Hier wird der Anfang als etwas ganz besonderes für jeden weiteren Streifen der Reihe inszeniert. Auch über 40 Jahre später bleibt Jäger des verlorenen Schatzes ein unglaublich unterhaltsamer Film!

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Platz 1: Indiana Jones und der letzte Kreuzzug

Indiana Jones und der letzte Kreuzzug Kritik Ranking

Lang habe ich mit mir gerungen, welcher Film den ersten Platz in diesem Ranking verdient hat. Schließlich sind alle Streifen der Reihe auf ihre Art etwas besonderes und haben es verdient, besprochen zu werden. Letzendlich war es in meinem Hinterkopf, so glaube ich, aber dann doch eine ziemlich eindeutige Entscheidung, die sich durch das nochmalige schauen der gesamten Indiana Jones Reihe bestätigt hat: Der letzte Kreuzzug ist der beste Film des Franchises und gleichzeitig auch ganz unabhängig von den anderen drei Filmen ein einzigartiges, künstlerisches Meisterwerk, zu dem ich immer wieder gerne zurückkehre!

Indiana Jones und der letzte Kreuzzug schafft es endlich, Indy als ernstzunehmenden Charakter zu etablieren und auszubauen! Schon in den ersten zehn Minuten erfahren wir, dass unser Held seit seiner Kindheit um die Aufmerksamkeit und Anerkennung seines Vaters kämpft, der sie ihm nie zu Teil hat werden lassen. Danach erleben wir Indy auf einer lebensgefährlichen Mission, um Coronados Kreuz endlich in ein Museum zurückzubringen. Klar, Indy ist Archäologe, da gehört es zum guten Ton, alte Dinge in Museen zu bringen. Aber diese Mission ist so gefährlich und halsbrecherisch, dass sie niemals nur aus dieser Motivation heraus stattgefunden hat.

Vielmehr wird sein Bedürfnis, endlich Anerkennung vom eigenen Vater zu erhalten, mehr und mehr zur Obsession. Seine Wege mit ihm haben sich vor langer Zeit getrennt, nur um im Moment der größten Gefahr wieder zusammenzufinden. Indiana Jones und der letzte Kreuzzug ist nicht nur ein fantastischer Abenteuerfilm, sondern auch eine berührende Vater-Sohn-Geschichte und ein Coming-of-Age-Drama.

Gleichzeitig ist dieser Film auch der persönlichste in der Reihe: Indy hat endlich eine Motivation, die über die bloße Erlangung irgendeines alten, sagenumwobenen Gegenstandes hinausgeht. Seine Motivation ist sein Vater und die Versöhnung mit ihm. All das mündet dann im vermutlich besten Ende der Reihe, dass eigentlich der perfekte Abschluss hätte sein können. 


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Noch dazu dreht dieser Film eigentlich in jeder audiovisuellen Ebene nochmal mehr auf. Der Soundtrack ist stärker denn je, die Action-Setpieces nicht nur abwechslungsreich, sondern auch kreativ. Und obwohl wir die gleichen Gegner wie im ersten Teil haben, bekommen sogar die eine gewisse Tiefe. Eine Tiefe in dem Sinne, dass hier viel deutlicher noch als im ersten Teil die hasserfüllte, dämonische Ideologie der Nazis angeprangert wird. Und Indiana Jones erstmals dem absoluten Sinnbild des Bösen gegenübersteht: Adolf Hitler höchstpersönlich, der im Film wie ein Popstar inszeniert wird, während im Hintergrund Bücher verbrannt werden.

Gleichzeitig wird der Humor hier zwar weniger dezent als noch in den ersten beiden Teilen eingesetzt, kann aber immer seine Wirkung entfalten. Hier zünden die One-Liner noch, anders als in modernen Marvel-Filmen, deren Humor-Logik immer nach dem selben Prinzip abläuft. Ich könnte hier noch ewig eine Ode an diesen Film schreiben, oder es mit ein paar wenigen Worten zusammenfassen: Indiana Jones und der letzte Kreuzzug hat aus den Schwächen der Vorgänger gelernt und schafft mit dem Finale der Trilogie ein Meisterwerk im Blockbuster-Kino, dass weder coole Action noch tiefe Charakterentwicklung außen vor lässt. In allen Belangen ein Meisterwerk!

Welcher Film der Reihe hat euch am besten gefallen? Und wart ihr schon für den neusten Streifen, Indiana Jones und das Rad des Schicksals, im Kino? Schreibt das gerne mal in die Kommentare! Nächste Woche folgt an dieser Stelle meine Kritik zum aktuellen Indy-Abenteuer. Übrigens: Das Ranking mit Sternebewertungen zu jedem einzelnen Film findet ihr als Kurzform auch auf meinem letterboxd-Account.

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Lukas Egner

Ich bin der Gründer von filmfreitag und schaue leidenschaftlich gerne Filme und Serien aus jedem Genre. Ich bin 21 Jahre alt, studiere momentan Politik- und Medienwissenschaften und schreibe als freier Autor für verschiedene Film- und Videospielmagazine.

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4 Kommentare
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Drobnjak
Drobnjak
8. Oktober 2023 10:46

Großartiger Artikel! Ich würde die Reihenfolge genau so unterschreiben. Ich habe Tempel des Todes damals zuerst gesehen. Danach Der letzte Kreuzung und Jäger des verlorenen Schatzes zum Schluss. Für mich wird Tempel des Todes immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben weil er mich als zehnjährigen Jungen unfassbar geprägt hat. Natürlich ist der letzte Kreuzzug der bessere Film. Und ich weiß noch wie enttäuscht ich damals vom Königreich des Kristallschädels war. Jetzt, einige Jahre… Weiterlesen »

GeraldD
GeraldD
30. August 2023 21:09

Für mich ist der Tempel des Todes eindeutig der beste Teil.

Raphael
Raphael
7. Juli 2023 12:46

Für mich ist es tatsächlich Teil 4.
Da ich die Handlung mit Mary und dem kalten Krieg sehr möchte.

Ich mag alle Indy Filme, aber Teil 4 ist für mich defacto underrated