Skandal rund um Hit-Serie LOST: Toxische Arbeitsatmosphäre und Rassismus am Set

Obwohl die Erfolgs-Serie LOST schon vor über einem Jahrzehnt zu Ende gegangen ist, sind jetzt neue Vorwürfe rund um eine toxische Arbeitskultur und Rassismus am Set aufgetaucht. Auch Serienschöpfer Damon Lindelof gibt zu: “Ich bin gescheitert”.

Lesezeit: ca. 4 Minuten

Rassismus, Sexismus, Toxische Atmosphäre am Set

Die Vorwürfe stammen aus dem neuen Buch “Burn it Down” von Maureen Ryan, die viele Jahre lang als Film- und Fernsehkritikerin für die Huffington Post und den Chicago Tribune gearbeitet hat und aktuell bei Vanity Fair angestellt ist. In ihrem Buch finden sich Interviews mit Drehbuchautoren von LOST, die die toxische Arbeitskultur am und rund um das Set der Erfolgs-Serie beschreiben. Unter anderem Monica Owusu-Breen, Javier Grillo-Marxuach und Hsu Taylor haben sich bereit erklärt, über die Zustände aufzuklären.

Demnach wurde diese Kultur am Set von LOST durch den Showrunner Damon Lindelof und seine Mitarbeiter nicht nur toleriert, sondern in Teilen sogar gefördert. Lindelof unternahm nichts gegen unangemessene Witzchen und rassistische oder sexistische Kommentare. Vielmehr sei sein Status als “unangefochtener Chef am Set” nicht in Frage gestellt worden und er nutzte seine Machtposition aus. 


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Sein “sehr spezieller Humor” habe immer wieder für Irritationen gesorgt und am Set habe eine Atmosphäre wie in einer Schule voller Pubertierender geherrscht. Einer der Autoren, Owusu-Breen, beschreibt die Arbeit an LOST unter anderem so: “Ich kann es nur als schikanierend bezeichnen. Ich habe in meiner Karriere noch nie so viele rassistische Kommentare in einem Raum gehört”.

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So schlimm soll es am Set von LOST zugegangen sein

Harold Perrineau Lost Skandal

Das Buch geht auch genauer auf die Vorwürfe ein und nennt einige Beispiele, an denen man sehen kann, wie toxisch die Arbeitskultur am und rund um das Set von LOST war. Ich werde in den folgenden Absätzen einige dieser Aussagen und Vorkommnisse im Detail zitieren und spreche hiermit eine Triggerwarnung aus, da die Zitate explizit und äußerst unangebracht sind.

Als am Set von LOST ein Mitarbeiter ein asiatisches Kind adoptiert hatte, soll ein anderer Mitarbeiter zu einem Drehbuchautoren gesagt haben, dass “kein Opa und keine Oma ein schlitzäugiges Enkelkind haben will”. 

Als das Bild des schwarzen Schauspielers Adewale Akinnuoye-Agbaje auf dem Tisch bei den Drehbuchautoren lag, wurde jemandem gesagt, er solle seinen Geldbeutel entfernen, “bevor Adewale ihn stiehlt”. 

Als eine Frau mit einem Ordner in der Hand den Writers Room betrat, fragte sie laut zwei Quellen ein männlicher Autor, was das sei. Sie sagte, es sei das HR-Handbuch für das Studio, und er antwortete: „Warum ziehst du nicht dein Oberteil aus und erzählst uns davon?“


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Als der Abschied des schwarzen Schauspielers Harrold Perrineau bevorstand, der in den ersten beiden Staffeln eine Rolle gespielt hat, sagte Showrunner Damon Lindelof laut mehreren Quellen lächelnd, dass Perrineau ihn mal als rassistisch bezeichnet habe und er ihn deswegen gefeuert habe.

„Alle lachten, als Lindelof das sagte”, erinnert sich Owusu-Breen. „Es gab so viel Schei** und so viel rassistische Schei** und dann Gelächter. Es war hässlich. Ich dachte: ‘Ich weiß nicht, ob sie das als Witz auffassen oder ob sie es ernst meinen’. Aber es war nicht lustig. Das zu sagen war schrecklich.“ Owusu-Breen verließ laut eigenen Angaben danach den Raum, weil sie es nicht mehr ertragen konnte, rief den Beteiligten aber noch zu: „Wenn ihr fertig seid, Schei** über People of Color zu reden, komm ich wieder zurück”.

In den Büros von LOST habe sich das überwiegend weiße Autorenteam mit dem Reinigungspersonal nicht wohl gefühlt. Es seien Vorschläge gemacht worden, vor den Büros ein Schild mit dem Aufdruck “Nur für Weiße” aufzuhängen.

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Kann man LOST noch guten Gewissens schauen?

Neben den aufgezählten Beispielen finden sich im Buch selbst noch viele weitere Beispiele und Interviews mit Betroffenen. Sie alle sind sich darüber einig, dass die Arbeitskultur am und rund um das set von LOST toxisch war und Rassismus, Sexismus und schlechte Witze zur Tagesordnung gehörten.

Die Verantwortlichen, die etwas dagegen hätten tun können, waren oft sogar daran beteiligt und bestärkten diese Kultur. Es stellt sich also die Frage, ob man die Hit-Serie von AMC noch ruhigen Gewissens schauen kann, wenn man weiß, was hinter den Kulissen ablief. Denn wie so oft und auch schon bei #MeToo bleiben im Hinterkopf natürlich immer diese Vorwürfe.


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Ich für meinen Teil finde, dass hier wie auch bei allem anderen die Kunst vom Künstler getrennt gehört. Wir schauen heutzutage auch große Film-Klassiker aus dem vergangenen Jahrhundert und können sie bewundern, interpretieren und analysieren, ohne dabei zu vergessen, dass das “alte Hollywood” vor allem für Frauen und Minderheiten ein grausamer Ort war. 

Für mich steht also fest: Ja, man kann LOST nach wie vor schauen und auch genießen. Man sollte aber gleichzeitig auch nicht vergessen, wie die Umstände am Set waren und das für mögliche zukünftige Projekte der Beteiligten berücksichtigen. Damon Lindelof soll demnächst etwa einen neuen Star Wars Film inszenieren. Disney sollte sich fragen, ob er die richtige Wahl ist. 

Quelle: Vanity Fair


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Lukas Egner

Ich bin der Gründer von filmfreitag und schaue leidenschaftlich gerne Filme und Serien aus jedem Genre. Ich bin 21 Jahre alt, studiere momentan Politik- und Medienwissenschaften und schreibe als freier Autor für verschiedene Film- und Videospielmagazine.

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