Rebel Moon Teil 1 ist wie Star Wars auf Wish bestellt! Kritik zum neuen Netflix-Film von Zack Snyder

Er soll wie Star Wars für Erwachsene sein und Science-Fiction auf ein neues Level heben. Das verspricht zumindest Star-Regisseur Zack Snyder: Auf Netflix ist mit Rebel Moon Teil 1: Kind des Feuers der erste Film aus einer neu geplanten Reihe erschienen, der viel verspricht, aber nur wenig einhalten kann.

Filmkritik zu Rebel Moon Teil 1: Kind des Feuers

Wie immer, wenn vor einem Film der Name Zack Snyder steht, sind die Erwartungen groß. Nicht etwa, weil der Film besonders originell wirkt oder eine einzigartige Geschichte erzählen will. Nein, viel mehr, weil der Regisseur diese Erwartungen selbst schürt.

Rebel Moon soll ein neues Riesen-Franchise werden, für das schon im Voraus mindestens zwei Filme gedreht wurden, die jetzt nacheinander innerhalb weniger Monate auf Netflix erscheinen werden. Die Reihe soll Science Fiction auf die nächste Stufe heben.

Man will sogar einer der einflussreichsten Filmreihen aller Zeiten Konkurrenz machen und bezeichnet sich selbst als das “Star Wars für Erwachsene”. Zack Snyder soll an Lucasfilm und Disney herangetreten sein und den Film als neuen Teil der Sternensaga gepitcht haben.

Nur war Rebel Moon den Verantwortlichen hinter Star Wars wohl zu brutal, wie der Regisseur stolz erzählt. Mit Netflix habe man jetzt einen Streamingdienst gefunden, dem das alles nichts ausmacht. Deswegen durfte Snyder gleich zwei Filme drehen. 

Nur leider merkt man dem ersten Teil, der seit Freitag die Vorschaubilder auf Netflix schmückt, zu jeder Zeit seine Inspirationen an. Und die ist nicht nur wenig subtil, sondern kopiert die großen Vorbilder auf ganzer Linie.

Aller Anfang ist… gut?

rebel moon motherworld netflix
Wenig subtil: Die „Motherworld“ im neuen Film von Zack Snyder.

Was haben das Imperium aus Star Wars und die Nationalsozialisten aus Deutschland gemeinsam? Genau! Das eine ist durch Form und Ästhetik ein Abziehbild des anderen diktatorischen Regimes. Ähnlich verhält es sich mit der sogenannten “Motherworld” aus Rebel Moon.

Eindeutig inspiriert vom Imperium wird hier die ästhetische Dimension des Vergleichs aber auf die Spitze getrieben. Der Kommandant der Motherworld läuft in einer, von der Schutzstaffel der Nazis kaum zu unterscheidenden Uniform durch die Gegend, die Soldaten kommen in einheitlichen, schwarzen Roben daher.

Die wenig subtile Gestaltung des großen Bösewichts macht der Film aber durch die erste Inszenierung dieser Motherworld in Teilen wieder wett. Zwar gibt es in den ersten 45 Minuten nichts, was man nicht schon mal in anderen Filmen gesehen hätte.

Allerdings werden die Bösewichte auf eine derart fiese und brutale Art in Szene gesetzt, dass man zumindest Respekt vor ihnen hat. Man könnte es tatsächlich mit dem ersten Auftritt von Darth Vader in Star Wars vergleichen. Nur dass Rebel Moon Teil 1 den ganzen Auftritt etwas brutaler gestaltet. Hier hat mir vor allem die Hilflosigkeit all jener Beteiligten gefallen, die nicht dem Militär angehören. 

Dieses Militär wird in den ersten Minuten des Films auch auf sehr interessante Weise präsentiert: Es handelt sich nicht um eine geordnete Einheit von, den Befehlen stets gehorchenden, gesichtslosen Wesen. Vielmehr lernt man hier eine Truppe von mordenden, der armen Bevölkerung das letzte Essen entreißenden Piraten kennen.


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Snyder gelingt es so, einen glaubhaften Konflikt, nicht nur für die Protagonistin, sondern für alle Bewohner, die unter der Motherworld leiden, heraufzubeschwören. So können wir als Zuschauer besser nachvollziehen, warum sich Kora (Sofia Boutella) später auf den Weg macht, um eine Rebellion anzuzetteln. 

Die Motivation der Protagonistin geschieht hier nicht aus der Verzweiflung und Rachsucht über (beispielsweise) ein totes Familienmitglied, sondern aus der intrinsischen Erkenntnis, dass sich gegen ein unterdrückerisches Regime aufgelehnt werden muss. 

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Bedeutungsschwangere Klaustrophobie

Genau hier enden die lobenden Worte dann aber auch schon. Was Zack Snyder in den ersten Minuten des Films aufbaut, lädt er dann mit so vielen bedeutungsschwangeren Monologen und Dialogen auf, dass alle Glaubwürdigkeit zerstört wird. 

Wenn neue Charaktere eingeführt werden, erzählen die uns erstmal minutenlang ihre Lebensgeschichte, ohne dass jemand danach gefragt hätte, geschweige denn es jemanden interessiert. Denn so ziemlich jede einzelne Figur in Rebel Moon Teil 1 ist ein Abziehbild von Klischees und langweiligen Stereotypen.

Das Erzählen einer gehaltvollen Charakterisierung und Lebensgeschichte erübrigt sich in dem Moment, in dem der Zuschauer eh schon weiß, um welche Art von Figur es sich handeln wird. Und genau diese Momente sind in Zack Snyders angeglichem “Star Wars”-Killer an jeder Ecke zu finden.

Hinzu kommt die wenig vorteilhafte Umsetzung der einzelnen Welten. Wenn ein neues Science-Fiction-Franchise angekündigt wird, dann freue ich mich eigentlich immer erstmal. Die Chance ist da, faszinierende neue Welten zu kreieren und ein Universum aufzubauen, in dem man sich als Zuschauer verlieren kann.

Klar, von einem ersten Teil einer neuen Filmreihe erwarte ich kein fertig ausgebautes Universum, aber doch deutlich mehr, als mir Rebel Moon bietet. Der Netflix-Film schafft es nämlich zu keinem Zeitpunkt, seine Welt glaubhaft aufzubauen. 

Da wirken die vielen verschiedenen Planeten, auf die die Rebellen-Truppe rund um Kara, Kai (Charlie Hunnam) und Co. reisen, fast schon klaustrophobisch. Weil sie bis auf die Protagonisten und gelegentlich die Antagonisten fast kein Leben aufweisen.

Die Möglichkeit, eine faszinierende Alien-Welt mit einer glaubhaften Bevölkerungsdichte zu erschaffen, liegt ja nahe (siehe Avatar). Snyder hat diese Möglichkeit aber wohl entweder vergessen oder bewusst weggelassen. Denn die einzelnen Planeten wirken leer und seelenlos. Als wären sie von niemandem bewohnt, gleichzeitig aber der krasseste Schauplatz für die Helden des Films.

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Eine Rebellion, die keine ist

rebel moon charaktere
Die rebellische Bande rund um Kara.

Was ist das Wichtigste für eine Rebellion? Was macht eine Revolution erst zu einer Revolution? Wodurch kann ein System zum Umsturz bewegt werden? Die wohl einzig definitive Antwort auf diese Frage ist: Durch eine ausreichende Masse an Menschen, die diesen Umsturz herbeisehnen.

Nur dadurch kann ein herbeigesehnter Umsturz erfolgreich sein. Durch eine genügend große Menge an Subjekten eines Systems, die dieses System ablehnen. Diese einfache Regel für Revolutionen scheint Zack Snyder für seinen Film Rebel Moon nicht bedacht zu haben. Uns wird hier eine kleine Gruppe von “Helden” präsentiert, die sich gegen die “Motherworld” stellen.

Von einer großen Menge an Unterstützern kann nicht die Rede sein. Dieses Narrativ der kleinen Heldengruppe gegen das gemeinsame Böse mag für das Drehbuch eines Films einfach und gelegen kommen, kann durch das Hinterfragen dieses Narratives aber schnell dekonstruiert werden.

Es sind eben nicht ein paar zusammengewürfelte Heldenfiguren, die ein repressives System zu Fall bringen. Es sind die Unzähligen, die Unwichtigen, die das Regime stürzen. In Filmen wie der “Tribute von Panem”-Reihe wurden die Mechaniken einer Revolution schon äußerst gut porträtiert: 

Indem eben nicht die einsame Heldin den Ausschlag gibt. Ja nicht einmal ein genügend relevanter Teil der Rebellion sein muss. Vielmehr sind es die Vielen, die das Kapitol in Suzanne Collins Filmreihe zum Einsturz brachten. In Rebel Moon Teil 1 ist das nicht der Fall. Hier stellen sich sieben Helden gegen ein planetenumspannendes Regime. 

Realistisch ist das nicht. Eher verklärt und romantisiert. Und ob es durch die Einbeziehung einer nicht definierten Masse, etwa des Proletariats an Arbeitern, wie es in Ansätzen am Anfang von Snyders Film passiert, gelingt, die “Motherworld” zu besiegen oder es unsere Helden doch ganz allein schaffen – das wird zumindest in Teil 1 der Filmreihe nicht beantwortet.

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Eine unvollständige Liste an Dingen, die Zack Snyder aus besseren Filmen zusammen klaut

Was mich an Rebel Moon Teil 1: Kind des Feuers am meisten gestört hat, war die unglaubliche Dreistigkeit, mit der Zack Snyder sich Ideen, Charaktere, Szenen und ganze Plotausschnitte zusammen klaut. An diesem Film ist nichts originell. 

Und genau deswegen gebe ich mir für den nächsten Abschnitt dieser Kritik auch einfach mal keine Mühe und mache den Snyder-Move: Eine unvollständige Liste an Dingen, die der Regisseur aus anderen, meist besseren Filmen zusammen geklaut und kopiert hat (Achtung: kleinere Spoiler!):

  • Die erste Szene ist eine Kopie der Eröffnungsszene aus dem allerersten Star Wars
  • Die Protagonistin lebt als arme Farmerin auf einem Wüstenplaneten, genauso wie Luke Skywalker
  • Die “Motherworld” ist eine 1:1 Kopie des Imperiums
  • Es gibt einen Riesenadler, der fies vorgestellt wird aber eigentlich ganz niedlich ist. Also wie die Hypogreife in Harry Potter.
  • Der Plot rund um eine Wette, mit der eines der potenziellen Truppenmitglieder angeheuert werden soll ist direkt aus dem Podrennen rund um die Befreiung von Anakin Skywalker aus der Sklaverei kopiert
  • Es gibt rote Leuchtschwerter, die aussehen wie Lichtschwerter
  • am Ende wird der totgeglaubte Antagonist ganz wie Darth Vader wiederbelebt
  • Die Heldentruppe ist ein Abziehbild aus verschiedenen Charakteren aus Star Wars und Der Herr der Ringe
  • Der Plot entspricht in großen Teilen dem von “Die Sieben Samurai”
  • am Ende stellt sich die Protagonistin als Tochter des Oberbösewichts heraus, wie Luke Skywalker in Star Wars
  • am Anfang wird die Cantina-Szene aus Star Wars kopiert, nur ohne die Lichtschwert-Intervention von Obi-Wan-Kenobi

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CGI-Feuerwerk wie aus einem schlechten Videospiel

Rebel Moon Teil 1: Kind des Feuers verspricht uns ein gigantisches Action-Feuerwerk zu bieten. Tatsächlich wird im Film aber gar nicht oft mit Laser-Pistolen geschossen, mit Fake-Lichtschwertern gefochten oder mit den Bösewichten gekämpft. Das gibt die Geschichte, die eigentlich nur die Suche nach Verbündeten für die Rebellion darstellt, auch gar nicht her.

Meistens reden die Charaktere oder schweigen sich bedeutungsschwanger an. Viel Interessantes passieren tut aber nicht. Nur in manchen, sehr seltenen Momenten entscheidet sich Zack Snyder dann mal dazu, das CGI-Feuerwerk auszupacken und uns ein vorgebliches Spektakel zu bieten.

Nur das genau das leider durch die durchweg schlechten CGI-Effekte mehr wie eine schlechte “Call of Duty”-Kampagne aus den 2010ern wirkt. Die Computereffekte können in manchen Momenten durchaus beeindruckend wirken, in den allermeisten Fällen stinken sie gegen die Genrekonkurrenz aber deutlich ab. Fast der gesamte Film wurde vor Greenscreen-Wänden oder Ähnlichem gedreht.

Dadurch kommt nicht nur die oben schon angesprochene Klaustrophobie durch viel zu wenige Hintergrundfiguren und unglaubwürdige Welten zustande. Es führt auch dazu, dass Rebel Moon zu jeder Zeit aussieht, wie eine Studioproduktion. Das hat The Creator, ein anderer Sci-Fi-Film, der dieses Jahr erschienen ist, besser gemacht. Der hatte es, trotz weniger Budget geschafft, an echten Locations zu drehen. Und das merkt man eben.


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Auch die Kameraarbeit ist manchmal verwirrend eindimensional, aber oft vor allem schlecht. Figuren, die eindeutig noch in den Fokus eines Bildes gehören, verschwimmen häufig mit dem Hintergrund, weil man sich dazu entschieden hat, einen absolut unerträglichen Linsen-Effekt über jede Szene zu legen. Charaktere werden mal unscharf, mal zu scharf dargestellt. 

Und so bleibt am Ende vor allem eine Sache von Rebel Moon in Erinnerung: Man hat es neben einer uninspirierten Geschichte und Charakter-Abziehbildern nicht mal geschafft, eine vernünftige Bildkomposition geschweige denn die Grundlagen der Kameraarbeit richtig hinzubekommen. Und das für 130 Millionen Dollar!

Da kann dann auch ein recht vernünftiger Soundtrack, der zwar auch nichts neues hervorbringt, aber immerhin zum Genre passt, nichts mehr retten. Ganz zu Schweigen von den Darstellern, die hier zwar durchweg nicht schlecht spielen, aber auch keine echte Tiefe oder pointiertes Schauspiel zulassen. Was am Ende bleibt, ist die müde Hoffnung auf einen zweiten Teil im April 2024 und einen – laut Snyder selbst – viel besseren Director’s Cut.


Fazit: Rebel Moon Teil 1: Kind des Feuers hat dem Science-Fiction-Genre nichts Neues beizutragen. Obwohl das an sich noch kein Ausschlusskriterium für einen guten Film ist, kommen hier noch so viele andere Banalitäten zusammen, dass man den neuen Snyder-Film dafür abstrafen muss. Weder können die Charaktere von sich überzeugen, noch ist das Drehbuch gut geschrieben. Auch die Idee einer Revolution wird vom Film verklärt und romantisiert. Die Kameraarbeit ist stellenweise dilettantisch umgesetzt und verliert schnell mal wichtige Charaktere aus dem Fokus. Da können dann auch ein halbwegs akzeptabler Soundtrack und durchweg durchschnittlich aufspielende Schauspieler nichts retten. Ob es mit Teil 2 besser wird oder uns einfach nochmal zwei Stunden Langeweile erwarten, erfahren wir ja dann im April auf Netflix.

Letterboxd ->

Bewertung:

1,5


Rebel Moon Teil 1: Kind des Feuers ist ab sofort auf Netflix verfügbar.

© Copyright aller Bilder bei Netflix.

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Lukas Egner

Ich bin der Gründer von filmfreitag und schaue leidenschaftlich gerne Filme und Serien aus jedem Genre. Ich bin 21 Jahre alt, studiere momentan Politik- und Medienwissenschaften und schreibe als freier Autor für verschiedene Film- und Videospielmagazine.

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2 Kommentare
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Ella
Ella
25. Dezember 2023 21:38

Obwohl ich es richtig, richtig schade finde, muss ich dir zu 100% zustimmen. Der Film hatte so viel Potenzial und enttäuscht dann auf ganzer Linie. Zack Snyder hat die letzten Jahre stark abgebaut.