Scream 6 Kritik: Der Marvel-Film unter den Slashern

Mit Scream 6 schafft es der satirisch-fiese Killer Ghostface aus dem kleinen Dorf Woodsboro endlich in die große Stadt. Und in New York schnetzelt er sich nicht nur durch Wednesday-Star Jenna Ortega, sondern einige der besten Setpieces der Slasher-Geschichte! Lauter, größer, besser? Ob das stimmt, verrate ich in meiner Kritik!

Lesezeit: ca. 7 Minuten

Um was geht`s?

Nachdem im letzten Scream-Film, einem sogenannten Legacy-Sequel, wie uns der Streifen auch ganz offen erklärt, die alte Truppe aus Sidney Prescott (Neve Campell), Gale Weathers (Courteney Cox) und Dewey (David Arquette) so langsam von den neuen Gesichtern ersetzt wurden, präsentiert uns Scream 6 die neue Truppe jetzt in der Großstadt.

Erstmals in der Scream-Reihe wagen sich die geschundenen Seelen aus dem Örtchen Woodsboro in die große Stadt. Aber dort sind sie nicht allein, denn auch Ghostface hat New York für sich entdeckt. Und nachdem wir nach dem fantastischen Ende des letzten Films unsere beiden neuen Hauptfiguren Sam (Melissa Barrera) und Tara (Jenna Ortega) schon fast in Sicherheit wägten, hat es der Killer einmal mehr auf die unfreiwilligen Inhaber des Erbes von Ur-Ghostface Billy Loomis abgesehen.

Scream 6 spielt in beeindruckenden neuen Setpieces, versetzt die Handlung in die große Stadt und hat mit Jenna Ortega einen echten Star mit an Bord, die zwar schon im letzten Scream eine tragende Rolle gespielt hat, aber wohl erst durch ihre Rolle der Wednesday Addams in der gleichnamigen Netflix-Serie (hier meine Kritik) so ein richtiges Internet-Phänomen geworden ist. Doch wie immer stellt sich die Frage: Ist Scream 6 größer, schneller und auch besser?


Filmkritik zu Scream 6 (2023)

Als letztes Jahr Scream (ja, der hieß einfach so, ohne Zahl im Namen) in die Kinos kam, hat wohl keiner, am wenigsten die Macher selbst mit einem solchen Erfolg gerechnet, wie der Film es letztlich wurde. Die Fortsetzung einer Horrorkomödie, deren Plot eigentlich schon 1997 auserzählt war, mit einem Meta-Humor, den der typische Marvel-Zuschauer doch im Jahr 2022 ohnehin nicht mehr versteht?

Das kann doch gar nicht klappen, zumal mit Scream 4 aus 2011, in dem Horrorlegende Wes Craven erstmals nicht mehr im Regiestuhl gesessen hat, die Reihe eigentlich zu Grabe getragen wurde, obwohl der Film selbst einer der Besten war. Nun ja, scheinbar besteht weiterhin Bedarf an selbstreferenziellen Horrorkomödien mit dem ikonischen Ghostface und einer fast komplett neuen Crew aus künftigen Killer-Opfern, angeführt von Melissa Barrera (In the Heights) und Jenna Ortega (X, Wednesday).

Schon der letzte Scream hat mir dabei überraschend gut gefallen, denn gerade nach Enttäuschungen wie den Halloween-Reboots, die im Prinzip auch Legacy-Sequels sind, hatte ich kein großes Vertrauen in ebendiese. Zumal der Film auch nicht ganz unumstritten war, viele hielten ihn für altbacken, zu gewollt Meta oder einfach für zu schlecht. Für mich hat er aber sehr gut funktioniert, gerade weil wieder viele aktuelle Themen aufgegriffen werden und der Film, ähnlich wie Teil 4, dadurch überhaupt nicht aus der Zeit gefallen wirkt.

Vielmehr war Teil 5 eine Evolution des eigenen Genres, die es gerade im Mainstream-Horror dringend gebraucht hat. Und der Erfolg gibt dem Slasher recht. Nur ein Jahr später startet jetzt Teil 6 in den deutschen Kinos und hat mich einmal mehr fantastisch unterhalten!

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Von Pre-Title und Post-Credit-Scence

Scream 6 Jenna Ortega und Melissa Barerra

Jap, auch Scream hat jetzt eine Post-Credit-Scence. Eben wie bei Marvel, schließlich ist die Horrorfilm-Reihe jetzt ganz offiziell ein Franchise, Schon in Scream 2 und 3 wurden Regeln für ein Sequel respektive eine Trilogie aufgestellt und mit dem sechsten Teil sind wir für Scream-Verhältnisse jetzt also bei einem Franchise angelangt, so erklärt es uns zumindest Mindy (Jasmin Savoy Brown) in einem ausführlichen Monolog.

Und auch dafür gibt es Regeln: 1. Mit den Erwartungen der Zuschauer muss unbedingt gebrochen werden, sonst gehen sie für einen Nachfolger nicht mehr ins Kino. 2. Mit jedem Film muss alles noch größer werden! 3. Mindestens eine Person wird enthauptet. Und genau diese Regeln befolgt der neue Scream auch!

Auf gewohnt selbstreferenziell-satirische Weise beschäftigt sich der Horror-Slasher mit sich selbst, seinem Genre und seinem Zustand als mittlerweile sechster Teil einer Reihe, die schon in den Neunzigern ihre Anfänge nahm. Und genau mit dieser Metaebene, die Scream mit jedem Teil aufs neue aufmacht, schafft es der Streifen wie jedes Mal, mich zu überzeugen.

Mit genau dieser Metaebene wurde schon in Scream 4, in dem das Internet das große neue Ding war, wunderbar gespielt. Und auch in Teil 6 schafft es Scream nochmal eins draufzusetzen. Zwar dürften gerade Genre-Puristen und all jene, die mit der Reihe schon ihre Erfahrungen gemacht haben, wenig neue Ideen im Film erkennen.

Aber genau dadurch besticht er auch: Er erzählt weiterhin eine altbekannte „Wodunnit“-Geschichte, ganz im Stile von Agatha Christie. Nur werden eben diese altbekannten Ideen neu aufgesetzt. So sehen wir gleich am Anfang wieder mal eine der bekannten Pre-Titel-Szenen, mit denen der erste Scream ja Kultstatus erlangte. Nur wird die altbekannte Szene durch die Kulisse der Großstadt stark abgeändert und doch im Innersten beibehalten.

So geht Franchise-Pflege, ohne immer und immer wieder die gleichen Ideen auszuschlachten, sondern sie sinnvoll und für den Zuschauer glaubhaft zu erweitern. Bis auf Teil 3 haben das eigentlich alle Teile der Reihe geschafft.

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Rasanter Horror und Comic-Charaktere

Scream 6 Kritik Rezension

Wie gesagt, Scream 6 startet noch vor dem Titel-Screen rasant in die Horror-Action hinein. Schon innerhalb der ersten Minuten sehen wir einen der besten Kills der Reihe und das Tempo wird auch danach wunderbar gehalten. Zu keinem Zeitpunkt fühlt sich der Film gestreckt an, die Mischung aus Slasher-Action, Dialogszenen und Charakterentwicklung ist fast perfekt.

Wenn die Charaktere an sich da nicht wären: Bis auf Sam, Tera und Mindy besteht der neue Freundeskreis in New York prinzipiell nur aus comichaften Abziehbildern und Klischees. Noch dazu wird den allermeisten Charakteren wenig Freiraum gegeben, um ihre Persönlichkeit zu entwickeln. Selbst die Hauptfiguren bleiben meiner Meinung nach bis zum Ende viel zu blass.

Das alles wird zwar durch den rasanten Non-Stop-Horror in Form eines deutlich aggressiveren und brutaleren Ghostface etwas kompensiert, ganz aus der Welt schaffen lassen sich die Schwächen im Drehbuch aber nicht.

Zumal die allermeisten Schauspieler hier auch keine Glanzleistung abrufen. Gerade Melissa Barrera als Sam Carpenter ist sichtlich überfordert mit ihrer Rolle. Positiv aufgefallen ist mir an dieser Stelle aber, wie könnte es anders sein, Jenna Ortega als Tera. Sie liefert hier eine herausragende Performance ab, durch ihre Figur werden die allermeisten Emotionen im Film übertragen. Für sie würde ich mir für einen sicherlich bereits geplanten siebten Teil mehr Screentime wünschen!

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Ghostface allein in New York?

Im neuen Scream verschlägt es sowohl unsere alt- und neubekannte Crew nach New York, wo die Slasher-Filme der Stab-Reihe natürlich auch viele Fans haben. Und genau deswegen haben unsere Helden auch in Scream 6 keine Ruhe vor dem sarkastisch-bösen Ghostface und seinem ikonischen Messer.

Dabei wird die Kulisse rund um New York allerdings nur bedingt erfüllend eingesetzt. Es gibt einige fantastische Szenen, in denen der Flair der Großstadt schaurig-schön ausgenutzt wird. Etwa in der U-Bahn oder wenn es unseren Killer und seine Opfer in einen gut besuchten Supermarkt verschlägt. Da macht Ghostface dann auch nicht davor Halt, sein altgedientes Messer kurzfristig mal für eine Schrotflinte einzutauschen.

Denn brutal geht es, gerade für einen Mainstream-Horror, durchaus zu. Klar, wenn man sich aktuelle Genre-Filme wie The Sadness anschaut, ist das natürlich kein Vergleich. Slasher-Fans kommen trotzdem auf ihre Kosten! Aber zurück zur Großstadt: In vielen Momenten hätte ich mir gewünscht, dass man die Kulisse besser einsetzt. Denn oft fühlt sich genau die, trotz dem ikonischen Setting austauschbar an.

Potenzial wäre genug da, die Macher hätten es nur nutzen müssen. Wie gesagt, einige großartige Anleihen gibt es ja, nur leider einfach zu wenige!


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Sogar Luke Skywalker musste sterben!

Wie oben schon geschrieben, gibt es für ein Franchise nun mal auch ein paar Regeln. Eine davon: Niemand ist sicher! Jeder kann sterben! Wie Mindy sagt, werden sogar große Helden wie Tony Stark aka Iron Man oder Luke Skywalker irgendwann zu Grabe getragen. Aber ist das auch hier im Film so? Hält sich Scream 6 an die eigens gesetzten Regeln?

Naja, nicht so ganz. Hier gibt es natürlich keine Spoiler, aber wer am Ende wirklich drauf geht und wer nicht, ist doch letztendlich keine große Überraschung und eher eine kleine Enttäuschung. Wenn man die Erwartungen schon hochschraubt, sollte man sie doch zumindest erfüllen, oder?

Nichtsdestotrotz macht der Film, trotz der vielen Kritik, im Kern wirklich Spaß! Ich war im Kinosaal immer wieder gefesselt von der Atmosphäre in der ein oder anderen Szene und gerade die Frage danach, wer denn nun der Killer ist, hat scheinbar den ganzen Saal bewegt. Ich freue mich also abermals auf eine Fortsetzung, auch wenn man sich gerne von einigen Kritikpunkten lösen könnte.

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Fazit & Bewertung

Scream 6 ist kein perfekter Film. Und das will er auch nicht sein. Trotz einer Rekord-Lauflänge für die Reihe fühlt sich der Streifen nie gestreckt an, das Tempo wird immer hochgehalten und der Mix aus Slasher-Action, Charaktermomenten und Story funktioniert auch hier wieder.

Naja, wenn da nicht die Charaktere an sich wären, die zum großen Teil leider sehr blass bleiben und nie wirklich mit uns Zuschauern connecten. Da hat mir der neue, brutalere Ghostface schon besser gefallen. Der tötet wieder auf kreativ-aggressive Art und Weise und lässt dabei auch nicht von seinen sarkastischen Sprüchen ab.

Alles in allem werdet ihr hier mit einem großartigen Slasher-Film versorgt, der sicherlich zu den besten seines Genres gehört und auch in der Scream-Reihe einen der oberen Ränge einnimmt. Wer allerdings gar nicht auf den Metahumor steht, der wird auch mit dem sechsten Teil aus dem Franchise seine Probleme haben.

Auch wenn sich dann natürlich die Frage stellt, warum man überhaupt ins Kino geht. Wenn euch der erste Teil nicht gefällt, wird euch auch der sechste nicht gefallen und genauso verhält es sich umgekehrt. Aber jetzt zu euch: Freut ihr euch schon auf Scream 6 oder habt ihn sogar schon im Kino gesehen? Oder könnt ihr mit der Reihe mal so gar nichts anfangen? Schreibt das gerne mal in die Kommentare!


Scream 6 ist größer, schneller und lauter als seine Vorgänger. Trotz einiger Schwächen im Drehbuch und weiterhin eher blass bleibenden Charakteren funktioniert Ghostface auch in New York! Der Meta-Humor gepaart mit wunderschönen Kills und ein paar Plottwists ergibt eben einen zeitlosen Mix, der vor allem eins macht: Richtig viel Spaß!

Bewertung:

3,5/5


Scream VI startet am 09. März 2023 in den deutschen Kinos.

© Copyright aller Bilder bei Paramount.

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Lukas Egner

Ich bin der Gründer von filmfreitag und schaue leidenschaftlich gerne Filme und Serien aus jedem Genre. Ich bin 21 Jahre alt, studiere momentan Politik- und Medienwissenschaften und schreibe als freier Autor für verschiedene Film- und Videospielmagazine.

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2 Kommentare
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Anke
Anke
12. März 2023 20:40

Anfangs denkt man,, ok hat man schon gesehen, auch das der vermeintliche Killer gleich ohne Maske gezeigt wird, verwundert einen etwas. Doch dann nimmt der Film schnell Fahrt auf, Wendungen inbegriffen, man ist in den Bann gezogen und rätselt wer hinter der Maske steckt. Gut, das am Ende die symathischen Helden mal eben eine wundersame Heilung trotz gut plazierte Messerstiche vom Chostface, wieder auf den eigenen Beinen stehen, kann man drüber hinweg sehen, schließlich braucht… Weiterlesen »