Gerade erst ist die allerletzte Folge der Zombie-Serie The Walking Dead über unsere Bildschirme gelaufen. Für mich war die Erfolgsserie lange Zeit ein Teil meines Lebens. Bis mich irgendwann die Lust verlassen hat. Woran das liegt und warum die Serie am Besten schon nach Staffel eins hätte enden sollen, erfahrt ihr in dieser Kolumne!
Lesezeit: ca. 5 Minuten
Achtung: Hier kommt es zu Spoilern zu The Walking Dead!
So fing alles an
Ich erinnere mich noch gut an meine ersten Kontakte mit der Zombie-Serie: Damals 2014, ich war noch viel zu jung für Zombies, Postapokalypsen und dergleichen, wurde ich durch einen Freund auf die Serie aufmerksam gemacht. “Es geht um so Untote Leute, die aber trotzdem noch durch die Gegend laufen. Und es auf den Rest der Menschheit abgesehen haben.”
Mit solchen Versprechungen hat man mich als 13-Jährigen natürlich schnell gekriegt. Das einzige Problem war, dass die Serie nur in den USA lief und in Deutschland immer zu spät treibender, für Schüler unzugänglicher Stunde auf irgendwelchen hinterletzten Fernsehsendern ausgestrahlt wurde. Und im Jahr 2014 standen Netflix, Prime Video und Co. noch gar nicht richtig in den Startlöchern.
Also haben wir uns eine andere Methode überlegt: Immer wieder haben wir von mysteriösen Streaming-Seiten im Internet gehört, über die man aktuelle Kinofilme und Serien vollkommen kostenlos schauen kann. Das klang einfach zu gut, um wahr zu sein. Und trotzdem haben wir es versucht.
Mit Erfolg. Denn zu meiner Schande muss ich zugeben, dass ich die ersten beiden Staffeln von The Walking Dead nur auf halb legalem Wege über irgendeinen dubiosen Internetstreamer angeschaut hab. Und trotz mieser Bildqualität und ständigen PopUps hab ich mich schnell in die Serie verliebt. Ich kannte ja noch nicht viel anderes, außer natürlich die üblichen Kinder- und Jugendserien. Aber eine echte Show für “Erwachsene”? Das war neu. Und hat mich begeistert.
Erste Abnutzungserscheinungen
Schon Staffel zwei, in der wir ganze 16 Folgen auf einer Farm verbringen und nach einem verschwundenen Kind suchen, hat allerdings erste Anzeichen von Abnutzung bei der postapokalyptischen Serie gezeigt. In vielen Folgen ist wenig passiert, auch nicht alle Charaktere waren wirklich interessant.
Und damit begann etwas, was sich bei The Walking Dead bis heute durchzieht: Immer mal wieder gibt es fantastische Folgen, aber um die Serie am Laufen zu halten, wird auch viel Füllmaterial produziert. Und das tut der gesamten Qualität nicht gut.
Irgendwann kam der Gouvenor, den die Überlebenden und wir für tot gehalten haben, zurück. Klar, bei dem immensen Erfolg der Zombieserie kann man ja nicht einfach aufhören. The Walking Dead basiert auf einer Comic-Serie. Und die bat damals noch genug Material für Staffeln über Staffeln.
Bei Staffel 5 wurde ich geblitzdingst
Dass die Serie irgendwann ihren Charme verloren hat, konnte ich am besten feststellen, als ich über Staffel fünf nachgedacht habe. Bevor ich angefangen habe, diese Kolumne zu schreiben, bin ich im Kopf natürlich nochmal alle Staffeln von The Walking Dead durchgegangen. Und ich hab festgestellt: Bei Staffel fünf klafft bei mir irgendwie eine Erinnerungslücke.
Und das ist kein gutes Zeichen. Wenn man ganze Staffeln einer Serie fast schon vergisst, dann sagt das viel über die Qualität aus. Und es scheint so, als wäre ich in dem Fall von den Men in Black geblitzdingst worden, denn ich kann mich beim besten Willen vielleicht noch verschwommen an einige wenige Szenen und Handlungsstränge erinnern.
Das alles ist selbstverständlich eher ein Symptom für ein viel größeres Problem als meine Erinnerungslücke: Das fast schon beliebig geschriebene Drehbuch, das gerade in den späteren Staffeln der Zombie-Horror-Serie Einzug gehalten hat. Es wurde nicht mehr darüber nachgedacht, wie man Handlungsstränge sinnvoll weitererzählen oder Charakterentwicklungen befriedigend darstellen kann. Vielmehr wollte man möglichst viele Folgen füllen, damit das Publikum auch jede Woche aufs Neue einschaltet.
Negan rettet The Walking Dead… aber nur kurz
Als das Finale von Staffel sechs dann anstand, war meine Vorfreude endlich wieder groß: Ein neuer Bösewicht sollte seinen ersten Auftritt haben. Und den hatte er auch, als wir Negan (Jeffrey Dean Morgan) das erste Mal zu Gesicht bekamen, konnte er begeistern. Er hält einen fesselnden Monolog vor unseren Überlebenden, die alle vor ihm hocken.
Und dann das große Finale: Zwei Schwünge schwingen, zwei Köpfe rollen. Aber wir sollten erst ein Jahr später erfahren, welche Figuren Negan und seine Lucille denn jetzt auf dem Gewissen haben. Ein Cliffhanger, der viele Fans entzürnt hat. Und das merkte der Sender AMC dann auch entsprechend an den Einschaltquoten: Mit Staffel 7 begann ein unaufhaltsamer Trend, von den ehemals bis zu 20 Millionen Zuschauern waren am Ende noch etwas über 1 Millionen da.
Klar, den Staffelauftakt verfolgten noch sehr viele Menschen, aber danach wurden es immer weniger. Das lag freilich nicht nur am großen Cliffhanger, sondern vor allem an der Staffelstruktur: The Walking Dead wurde in zwei Hälften aufgeteilt, eine erschien im Früjahr, die zweite im Herbst. Und damit war auch klar, wohin die Reise geht: Es gab immer genau zwei große Folgen, das Midseason-Finale und das Staffelfinale.
Dazwischen dümpelte die Zombie-Show so vor sich hin und konnte auch niemanden mehr so wirklich vom Hocker reißen.
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Langweilige Charaktere, stumpfsinnige Handlung
Ab Staffel sieben ging es zumindest meiner Meinung nach erst so richtig bergab mit der Serie. Konnte man davor zumindest noch erahnen, wohin die Autoren mit der Geschichte wollen, wurde die Handlung jetzt komplett wirr.
Es gab einfach keinen klaren Fokus und viel zu viele Charaktere. An deren Namen ich mich übrigens oft gar nicht richtig erinnern konnte. Und für fast drei Staffeln terrorisierte unsere Protagonisten jetzt Negan. Der war Anfangs noch echt bedrohlich, nutzte sich dann aber schnell ab.
Ohne Fokus und zufriedenstellende Charakterentwicklungen hat mich die Serie dann auch irgendwann kalt gelassen. Bis ich von den Flüsterern hörte, eine bedrohliche neue Gruppe. Und die hatte es in sich.
Fazit: Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende
Ab Staffel neun dominierte die neue Bedrohung in Form der Flüsterer und ihrer Anführerin Alpha. Und die konnten das Blatt zumindest teilweise wieder wenden, auch wenn viel zu viele Folgen immer noch uninteressant und langatmig waren.
Letzendlich bleibt für mich ein bittersüßes Fazit zum Abschluss der Zombie-Serie bestehen: The Walking Dead hätte eigentlich mit der ersten Staffel enden sollen. Das waren sechs Folgen, die zu einem befriedigenden Abschluss geführt haben. Danach ging es zwar immer wieder interessant weiter, die Faszination der ersten Staffel hat die Serie für mich aber nie mehr erreicht.
Auch plot- und charaktertechnisch hätte so ein Ende Sinn ergeben. Zwar wäre die Handlung bei Weitem nicht auserzählt gewesen, aber alle Figuren wären an einem Punkt angelangt, an dem man die Serie enden könnte. Und der große Plot der ersten Staffel wurde mit der Explosion im Biolabor auch aufgelöst.
Trotzdem war und bin ich natürlich immer noch ein großer Fan von The Walking Dead. Die Serie hat mich durch meine Jugend begleitet und wird mich wohl auch weiterhin verfolgen. Schließlich sind ja schon zahlreiche Spin-Offs und sogar Kinofilme angekündigt.
Und die Serie war ja auch für ein ganzes Jahrzehnt neben Game of Thrones und Breaking Bad wahrscheinlich die einflussreichste Show. Deshalb hätte mit nur einer Staffel sicherlich etwas gefehlt. Aber wie seht ihr das? Könnt ihr meine Meinung nachvollziehen oder sehr ihr das komplett anders? Schreibt das gerne Mal in die Kommentare!
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Ich glaube das Hauptproblem lag einfach daran dass sie immer mehr Folgen produzierten für eine Staffel. Da war wirklich zu viel Füllmaterial dabei. Man sieht es an den heutigen Serien. Meist zwischen 10 Folgen in einer Staffel oder maximal 13 Folgen. Es gibt nicht mehr so viel Füllmaterial was produziert wird und die Handlung packt einen mehr. Wobei eigentlich das Problem schon in der TWD Comicserie liegt. Der Rahmen der TV Serie mit den Orten… Weiterlesen »
Danke für deinen Kommentar! Was du sagst, ist tatsächlich sehr interessant! Denn das Streaming-Zeitalter hat unseren Serienkonsum ja komplett verändert. The Walking Dead kam noch zu einer Zeit raus, als Serien ständig von Werbung unterbrochen wurden. Da war dann auch die ganze Dramaturgie nach den Werbepausen strukturiert. Und je mehr Folgen man hatte, desto öfter konnte man Werbung schalten. Das hat sich mit Netflix und Co. verändert, weil die nicht mehr von Werbung abhängig sind.… Weiterlesen »
Hab die Serie von Anfang bis Ende geschaut und habe nichts bereut!
Finde generell,eine Serie sollte nicht mehr als 5-6 Staffeln haben!!!
Es gibt kaum eine Serie,die mich nach (7,8,9,10 u.s.w.)Staffeln noch begeistert!!!
Die ersten 3 waren extrem spannend,extrem GEIL!!!
Auch die Farmer Staffel,die fand ich toral gut!
Die Spannung die sich langsam aufbaute,war in meinen Augen genial!
Hab nie verstanden,warum die Season,soooo schlecht gemacht wurde!?
Aber nach nur einer Staffel beenden,wäre Quatsch gewesen!!!
Hey, danke für deinen Kommentar. Das mit „nach einer Staffel beenden“ ist auch eher eine Hyperbel, damit der Titel besser klingt ;D. Ich hab die Serie ja auch nach Staffel 1 noch sehr genossen!
Ja, The Walking Dead habe ich von Anfang an verfolgt gehabt. Die ersten 3 Staffeln fand ich grandios. Auch das verharren auf der Farm in Staffel 2 hatte irgendwie seinen Reiz. Zudem war die Serie noch bevölkert mit Figuren die einem im Gedächtnis geblieben sind. Selbst wenn sie einen dann genervt haben. Zumindest aber war ich irgendwie Emotional bei ihnen. Sowohl das ich sie mag, oder ich habe sie gehasst. Mit Fortschreiten der Serie gab… Weiterlesen »
Staffel 4 wäre sicherlich auch ein guter Abschluss gewesen. Aber klar, man wollte natürlich auf dem Erfolg der Serie weitereiten. Und da ist es dann nicht verwunderlich, dass wir jetzt bei elf Staffeln gelandet sind.